Ihre knapp 60.000 Follower haben sich das mehr als eine Million Mal angesehen und kommen in vielen der knapp 300 Kommentare zu dem Schluss, dass es sich bei der falsch herum fahrenden Eisenbahn eindeutig um ein mit künstlicher Intelligenz erzeugtes Fake-Video handeln muss. Beteuerungen anderer Kommentatoren, dass die Schwebebahn schon seit mehr als 100 Jahren real existiert, haben es in diesem Umfeld nicht leicht.
Etwas besser sieht die Sache bei einem anderen Reel zweier Männer aus, die beim Anblick der Schwebebahn komplett aus dem Häuschen sind. Genauer gesagt handelt es um zwei sympathische Herren aus Australien, die sich unter dem Namen „archimarathon“ weltweit auf die Suche nach besonderen architektonischen Konstruktionen begeben. Die Schwebebahn und ihr Gerüst haben sie dabei komplett aus den Socken gehauen: Sie feiern unser Wahrzeichen als bestes Verkehrsmittel, in dem sie je gesessen haben, sind fasziniert von der Technik, dem Design der Züge, den ganz unterschiedlichen Bahnhöfen und der Gesamt-Ästhetik, die sie an retro-futuristschen Steampunk erinnert.
Das hört man gerne – und das Duo hat auch die Fakten in seinem Video weitgehend richtig recherchiert, wenn man davon absieht, dass Schwebebahn-Erfinder Langen mit Vornamen eigentlich nicht Edgar hieß. Der Beitrag hat bei ihren 500.000 Followern aus aller Welt ganz unterschiedliche Reaktionen ausgelöst. Ein großer Teil ist in den bisher schon weit über 1.000 Kommentaren restlos begeistert und will schnellstens nach Wuppertal kommen, um selbst Schwebebahn zu fahren. Einer wünscht sich sogar eine Schwebebahnverbindung zwischen Atlanta und Savannah, ist aber skeptisch, weil nach seiner Erfahrung öffentlicher Nahverkehr unter Verzicht aufs Auto in den USA als Kommunismus gilt. Die Entfernung beträgt allerdings auch 400 Kilometer, in dieser Länge baut Donald Trump nur Mauern.
Ein anderer Follower ist jedoch sauer darüber, dass sich die beiden Australier im Hinblick auf das Baujahr so einen Bären aufbinden lassen haben. Es sei ja wohl klar, dass um 1900 niemand mit ein paar Pferdewagen solche Stützen und Träger aus Stahl über einem Fluss hätte positionieren können. Noch schlimmer findet ein älterer Herr aus Sydney die Schwebebahn – das ganze Ding sei einfach ein Schandfleck.
Praktischerweise kann man auf Instagram einen Blick in die eigenen vier Wände dieses Kritikers werfen. Deren Einrichtung legt nahe, dass er sich nicht unmittelbar als Scharfrichter in Sachen Design und Ästhetik anbietet. Man könnte es auch so formulieren: So ein pelziges Wohnzimmer habe ich zuletzt 1973 im Fernsehen bei Familie Tetzlaff in „Ein Herz und eine Seele“ gesehen.
Das sind aber seltene Einzelmeinungen, insgesamt ist die Anhängerschaft der Architekten mit der Schwebebahn sehr zufrieden. Ein Experte weist aber noch darauf hin, dass unbedingt auch die Geschichte vom Elefanten „Taffi“ erzählt werden müsse. Dankenswerterweise nehmen sich einige Insider sofort dieses Themas an und erklären, dass vor 75 Jahren ein Elefant in die Schwebebahn gesteckt wurde, um zu beweisen, wie tragfähig die Konstruktion ist. Das haben uns die Stadtwerke bisher hartnäckig verschwiegen ...
Am Ende ihres Reels sitzen die beiden australischen Architekten übrigens auf den schönen Plätzen ganz hinten in der Schwebebahn am bodentiefen Fenster und stoßen mit zwei Flaschen Bier auf ihre Erlebnisse an. Das macht Follower weltweit total neidisch: Prösterchen im ÖPNV – so etwas sei eben zweifellos der große Vorteil in der Bierhochburg Deutschland.
Nun ist der Verzehr von Speisen und Getränken und erst Recht Alkohol in der Schwebebahn ja genau genommen verboten und unser Duo nur nicht erwischt worden. Sollten sie also dort demnächst verwirrte und durstige ausländische Fahrgäste treffen, bringen Sie Ihnen bitte schonend bei, dass die Schwebebahn keinen Speisewagen hat ...
Bis die Tage!