Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Lost im Baulos

Wuppertal · Die Autovermietung Sixt hat in einer aktuellen Studie herausgefunden, dass Wuppertal auf Platz fünf der autofreundlichsten Städte in Europa rangiert, weil man in unserer Innenstadt mit dem Wagen besonders schnell vorankommt. Das wirft bei mir die Frage auf, in welcher Wuppertaler Innenstadt Sixt das gemessen hat.

Baustelle in der Rubensstraße (Symbolbild).

Foto: Achim Otto

In der von Elberfeld habe ich nämlich diese Woche den Versuch unternommen, von meinem dort angesiedelten Arbeitsplatz aus mit einem Kraftfahrzeug nach Hause zu kommen. Dieser Arbeitsplatz ist umzingelt vom Baulos 2 der Fernwärmearbeiten in der City. Dafür sind sämtliche bekannten Straßenverbindungen entweder gesperrt worden oder nur in einer Richtung befahrbar, auf die man im Leben nicht gekommen wäre.

Bis April 2027 wird es hier 17 verschiedene Verkehrsführungen geben. Ich hörte bereits von Menschen, die seit mehreren Wochen im Kreis fahren und vergeblich die Ausfahrt aus dem Luisenviertel suchen. Durch die vielen Absperrbaken sieht man hier mehr Rot-Weiß als im Essener Fußballstadion, aber keinen Ausweg mehr. Wer sich einmal verfranst hat, ist verloren, weshalb man nicht von Baulos, sondern besser von Baulost sprechen sollte.

Roderich Trapp.

Foto: Wuppertaler Rundschau/Max Höllwarth

Für mich bedeutet diese Umzingelung, dass ich nicht wie gewohnt von der Ohligsmühle durch das Islandufer fahren kann. Da ist nämlich Baustelle. Ich fahre daher andersrum über eine Baustellenampel an der Kasinostraße auf die B7. Normalerweise würde ich von hier zielstrebig den Weg über den Robert-Daum-Platz und die Briller Straße einschlagen. Letztere ist aber gerade bergauf gesperrt. Wegen einer Baustelle, die den gesamten Verkehr in diesem Bereich zum Erliegen bringt.

Damit das auch wirklich in beide Richtungen zuverlässig funktioniert, hat man eine Baustellenampel installiert, die auch den bergab rollenden Verkehr stoppt, um bergauf ausschließlich Busse durchzulassen. Sie wird auch regelmäßig rot, wenn gar kein Bus kommt ...

Das betrifft mich aber nicht, weil ich den neuralgischen Punkt umgehe und mich heimlich über die Südstraße aus der Innenstadt herausstehle. Normalerweise würde ich dann an der Schwimmoper in die Gesundheitsstraße abbiegen, aber die muss wohl krank sein, weil sie wegen einer Baustelle gesperrt ist. Alternativ könnte ich die Alsenstraße wenige Meter weiter ansteuern, wo zwar Baustelle ist, man aber trotzdem runterfahren darf.

Nur am Ende rechts abbiegen ist verboten – wegen einer Baustelle an der B7: Die Stadtwerke bauen hier ein Ding namens Dampfumformstation. Die einzige Dampfumformstation, von der ich bisher gehört hatte, hieß Helmut Schmidt und wandelte täglich drei Packungen Menthol-Zigaretten in Rauch um. Weil der gestorben ist, wird hier offensichtlich Ersatz dafür geschaffen.

Diese Baustelle stört mich aber nicht weiter, weil ich jetzt eigentlich links abbiegen und wegen besagter Baustelle an der Briller Straße über B7 und die Varresbecker Straße nach Hause fahren würde. Das ist aber sinnlos, weil an der Varresbecker Straße eine große Baustelle eingerichtet wurde, die sämtliche Autos in eine winzige Nebenstraße schickt, wo sie dann an einer Baustellenampel stranden.

Sie sind aber immer noch besser dran als alle, die wenige Meter weiter vom Deutschen Ring aus nach Osten wollen. Der ist wegen dieser Baustelle Einbahnstraße Richtung Westen, sodass Betroffene auf ihrem Weg Richtung Elberfeld eine Zwischenübernachtung im Industriegebiet Sonnborn einplanen sollten. Vorher in die andere Richtung abzubiegen funktioniert nicht, weil die Kirchhofstraße gesperrt ist.

Ich gehe all dem aus dem Weg, indem ich einfach die Südstraße weiter rauf fahre, auf der es seitlich des Stadthallenparkplatzes gerade etwas enger ist als sonst. Wegen einer Baustelle. Wenn ich da durch bin, kann ich durch Viehhofstraße und Kiesbergtunnel entkommen, wo die Einrichtung von Baustellen offensichtlich vergessen wurde, und über die A46 Richtung Heimat fahren. Dieser Trick verlängert den Nachhauseweg zwar von 4,3 auf 10,9 Kilometer, man spart aber tatsächlich Zeit. Das ist ungefähr so, als würde man von Wuppertal über Paris nach München fahren, um schneller zum Oktoberfest zu kommen.

Das liest sich in der Studie von Sixt irgendwie anders. Wenn die wirklich den Verkehrsfluss in einer Wuppertaler Innenstadt untersucht haben, war das vermutlich die City von Beyenburg ...

Bis die Tage!