Meine Nachforschungen ergaben, dass es sich dabei um eine kleine Plüschfigur handelt, die aussieht, als hätte jemand eine Kreuzung aus den Teletubbies, dem Weißen Hai und dem Osterhasen hergestellt.
Dieser Jemand heißt Kasing Lung, kommt aus Hongkong und hat eigentlich vor zehn Jahren nur ein Männeken für eine Kinderbuchreihe geschaffen, die ein chinesischer Hersteller später als Figur mit Schlüsselanhänger dran auf den Markt brachte. Weil sich die offensichtlich in Asien weltberühmte thailändische Sängerin einer koreanischen Pop-Gruppe einen dieser debil grinsenden Plüschmopse mit neun spitzen Zähnen und wirrem Blick an ihre Handtasche hing, drehten unmittelbar Menschen auf allen Kontinenten am Rad und wollten ebenfalls einen Labubu haben.
Verkauft werden die zig unterschiedlichen Labubus in sogenannten Mystery Boxes. Das sind Verpackungen, bei denen man ähnlich wie bei Überraschungseiern nicht sehen kann, was drin ist. Ein Labubu kostet zwar das zwanzigfache eines Ü-Eis, dafür kann man aber auch die Hülle nicht aufessen.
Ehe sich ältere Semester jetzt über diesen Labubu gewordenen Schwachsinn aufregen, darf ich vorsichtig daran erinnern, dass 1974 ein ganz ähnliches Wesen namens Monchhichi von Japan aus die Welt eroberte. Die affenähnliche Figur mit Kunstfell und Sommersprossen um eine Art Hundenase lutschte am Daumen und konnte ähnlich wie die Labubus vom Besitzer auch noch mit separat zu erwerbender Bekleidung ausstaffiert werden, deren Preis damals wie heute darauf hindeutet, dass die wenigen Quadratzentimeter Stoff exklusiv von einer aus Giorgio Armani, Donatella Versace und Miuccia Prada bestehenden Arbeitsgruppe entworfen wurden.
Dergestalt umfangreich mit der Produktrecherche beschäftigt, startete ich erst wenige Stunde vor dem fraglichen Teeny-Geburtstag den Kaufvorgang. Beginnend mit der Frage, wo das pelzige Labubu-Tierchen denn wohl zu erwerben ist: eher im Zoofachgeschäft oder doch im Spielwarenhandel? Ich entschied mich für Nummer zwei und rief sicherheitshalber vorab beim Branchenführer in Elberfeld an: „Guten Tag, haben Sie Labubus? Ich frage für einen Freund ...“
Die irgendwo zwischen tiefem Mitleid und kompletter Verständnislosigkeit angesiedelte Reaktion legte nahe, dass es deutlich aussichtsreicher wäre, sich um ein Interview mit Michael Jackson zu bemühen als heute noch einen Labubu zu bekommen: „Wenn mal welche geliefert werden, sind die sofort wieder ausverkauft.“ Das erklärt vielleicht auch, warum bei der Eröffnung des ersten Labubu-Ladens in Deutschland Menschen 14 Stunden lang über Nacht Schlange standen, um da diese Schlumpfmonster shoppen zu können.
Das war für mich zeitlich leider nicht mehr realisierbar, weshalb ich zu einer List greifen musste: Ich kaufte in einem 1-Euro-Shop für deutlich mehr als diesen Betrag einen Lafufu. Ein Lafufu ist eine von Chinesen hergestellte Kopie des chinesischen Originals, die in meinem Fall auch noch stank wie ein Lapuhpuh, aber immerhin ebenfalls exakt neun Zähne und keinerlei Sinn hatte. Wenn Sie mich nicht verpetzen, komme ich vielleicht damit durch ...
Bis die Tage!