Und selbst private Pensionszimmer, in denen noch der Bademantel der 1972 verstorbenen Oma des Gastgebers am Haken hängt, kosten längst so viel wie vor 20 Jahren eine Suite im Ritz. Außer sie liegen in niederbayerischen Industriegebieten oder haben kein gutes W-Lan, weil das für den Familienurlaub mit Teenagern inzwischen deutlich wichtiger ist als das Reiseziel.
Ferienreisen sind aber nicht nur mit Blick auf das Konto reine Nervensache, weil der Deutsche an sich ja speziell im Pauschalurlaub schon grundsätzlich eher unentspannt ist. Er neigt beispielsweise weiterhin dazu, sich am Gate im Flughafen für das Boarding schon anzustellen, obwohl seine Maschine noch nicht mal gelandet ist, damit er frühzeitig seinen ohnehin reservierten Sitzplatz einnehmen kann.
Nach der Landung muss er sich dann an der Gepäckausgabe im Stile eines Running Backs im American Football zum allerersten Platz am Transportband durchkämpfen, um bei der Aufnahme des Koffers nicht wertvolle Sekundenbruchteile zu verlieren. Anschließend sitzt er dann allerdings sowieso noch 30 Minuten im Transferbus, der noch auf die fehlenden anderen Passagiere warten muss.
Im Hotel geht der Stress weiter, weil der Deutsche am Pool große Mengen Liegen für die ganze Familie und sicherheitshalber auch noch für möglicherweise kurzfristig wiederauferstehende verstorbene Angehörige reservieren und dazu deutlich früher aufstehen muss als zu Hause bei der Frühschicht. Diese Liegen werden sodann zwar überwiegend nicht eingenommen, aber Hauptsache, die Engländer haben sie nicht gekriegt.
Wegen der enormen Liegen-Nachfrage neigen die Hoteliers inzwischen übrigens dazu, immer mehr davon immer enger aneinander aufzustellen. Wer also beispielsweise ein Problem damit hat, ein bisschen in der Nase gekitzelt zu werden, wenn sich der 160 Kilo schwere Liegennachbar mit der flauschigen Rücken-Behaarung umdreht, sollte eher auf Individualurlaub setzen.
So wie ich. Ich bleibe einfach in Wuppertal. Gefühlt sind ja dieses Jahr wirklich alle am Gardasee und bauen auf der dortigen, notorisch überlasteten Küstenstraße jenen Stau nach, der sonst am Robert-Daum-Platz steht. Weil kein Verkehr mehr ist, kann ich es hier jetzt sogar mal riskieren, über selbigen mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren, ohne dabei eine posttraumatische Belastungsstörung zu riskieren.
Das werden sechs Wochen Erholung pur. Und sogar für lau ...
Bis die Tage!