Da beschleicht einen dann auch als allwissender Journalist schnell das Gefühl, das sicherlich weite Feld der Immunopeptidomik bisher wohl nicht ausreichend im Blick gehabt zu haben und daher nur mutmaßen zu können, was denn wohl ein Spectronaut ist. Da es ja auch Astronauten, Kosmonauten und Taikonauten gibt, könnte es sich um den ersten Raumfahrer aus dem Spessart handeln.
Der weitere Inhalt der Pressemitteilung liefert allerdings keine belastbaren Hinweise darauf. Denn dort erfahren wir nur, dass der Spectronaut „bedeutende technologische Fortschritte in den Bereichen unspezifische Suchleistung, Immunopeptidomik und Cloud-fähige Proteomik-Workflows“ bringen wird. Unspezifische Suchleistungen erbringe ich zwar jeden Tag, wenn ich meine Lesebrille nicht finden kann, aber von dem ganzen Rest habe ich leider noch nie gehört.
Da rächt es sich, dass ich nicht an den beiden „Frühstücksseminaren“ in Baltimore teilgenommen habe, bei denen es trotz des Namens nicht um innovative Formen des Bestrichs eines Brötchens mit Nutella, sondern um „Kuiper“ ging. „Kuiper“ liefert nämlich ausweislich der Pressemitteilung als Herzstück des Spectronauten 20 „auf Basis porprietärer Vorhersagemodelle rekordverdächtige Peptididentifizierungen“.
Wie schafft er das bloß? Tatsächlich durch „beschleunigte Verarbeitung mit directDIA-Laufzeitverbesserungen, die zudem erweiterte FDR- und Qualitätskontrolloptionen bieten“. Wie schön, dass außerdem „die quantitative Genauigkeit für timsTOF-Daten durch Algorithmen, die auf die Ionenbeweglichkeit reagieren“, optimiert wird.
Und ehe Sie fragen: Selbstverständlich ist Spectronaut 20 auch auf „Bruker ProteoScape“ verfügbar und erweitert so die Einsatzmöglichkeiten bei der „Analyse posttranslationaler Modifikationen“. Wahn-sinn!
Da staunt der Laie und auch der Fachmann wundert sich nicht mehr, dass Biognosys mit dem neuen „P2 Enrichment System“ soeben auch noch einen „robusten, auf Nanopartikeln basierenden Plasma-Workflow präsentiert hat, der eine beispiellose Tiefe, Reproduzierbarkeit und Durchsatzrate in der Plasma-Proteomik“ bietet.
In großer Demut muss ich an dieser Stelle bekennen, dass ich von dem ganzen peptidomischen Sepctronauten-Gedöns leider kein einziges Wort verstanden habe. Journalisten wissen eben nun mal doch nicht alles. Aber sie können immerhin selbst aus dem abstrustesten Zeugs noch irgendwas machen. Zum Beispiel eine Satire ...
Bis die Tage!