Das Ganze vollzieht sich, während sie ein Steckenpferd – sprich einem künstlichen Pferdekopf mit Stock dran – zwischen den Beinen haben und so tun, als würden sie galoppieren oder traben. Ein bestürzender Anblick, gegen den sich selbst das 35-Kilometer-Gehen mühsam mit Fleisch bedeckter menschlicher Gerippe bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften noch als vergleichsweise gefällige Disziplin präsentiert.
Jetzt bin ich aber auf eine dem „Hobby Horsing“ durchaus ebenbürtige Sportart gestoßen: Im Rahmen der bedeutenden Messe „Pferd und Hund“ in Dortmund fanden nämlich die Deutschen Meisterschaften im „Dogdance“ statt. Dabei tanzt ein Mensch unter Aufsicht strenger Punktrichter mit seinem Hund. Nun kann man ja in Wuppertaler Tanzschulen quasi täglich beobachten, dass bereits das Tanzen mit zweibeinigen Männern eine sehr komplexe Herausforderung ist. Vielleicht sind deshalb irgendwann einige Damen dazu übergegangen, es lieber mit ihrem Hund zu versuchen. Dafür spricht auch, dass in der Ergebnisliste der Deutschen Dogdance-Meisterschaften ausschließlich weibliche Starterinnen mit ihren Vierbeinern standen.
Beim Dogdance gibt es zwei Disziplinen. Die eine heißt „Heelwork to Music“ und ist so etwas Ähnliches wie die Pflicht beim Eiskunstlaufen. Der Hund rennt dabei der Dame nach wenig durchschaubaren Regeln eher störend zwischen den Füßen rum und kriegt am Ende ein Leckerchen. Ein Vorgang, den man so auch von zahlreichen Spaziergängerinnen auf der Nordbahntrasse kennt.
Die andere Disziplin heißt „Freestyle“ und ist dann quasi die Kür. Weib und Wauzi können sich dabei kunstvoll und harmonisch zur Musik bewegen und auf sechs Beinen Traumwelten erschaffen wie dereinst das legendäre Eiskunstlaufpaar Torvill/Dean auf vier Füßen mit Kufen drunter. Das gelingt aber nur ansatzweise, weil es etwas komisch aussieht, wenn ein kleiner Pinscher mit einer zwanzigmal so großen Tanzpartnerin Pirouetten dreht.
Sehr häufig machen die Hunde dabei auch Männchen, was mich zu der Frage gebracht hat, ob Männchen machen in Zeiten des fortgeschrittenen Genderns eigentlich noch die adäquate Formulierung ist, zumal etliche der tanzenden Hunde weiblich sind. Machen die dann nicht eher Frauchen, wenn sie auf den Hinterläufen stehend im Takt Pfötchen geben?
Man weiß es nicht genau. Fest steht nur, wer gewonnen hat. Das war nämlich Karina Hüskes mit „Odyna vom Rauhen Stein“ (Letzteres ist der Hund). Bei diesem Duo handelt es sich sozusagen um das Bayern München des Hundetanzes, weil es der dritte Sieg in Folge war. Fruzsina Wilhelm mit ihrem Dackel „Hunnia Ita Lallaby“ hatte zwar den wesentlich schöneren Namen, landete aber nur auf Platz zehn. Carmen Schmid mit dem Terrier „Frodo Feuerstein of colored Gemstones“ und Cora Czermak mit ihrer vielversprechenden tanzenden Fußhupe „Dancing Star Springsalabim“ wedelten ebenfalls knapp am Podium vorbei.
Frau Czermak hatte übrigens auch noch einen Hund namens „Pina“ im Einsatz, den sie laut Medienberichten nach Pina Bausch benannt hat. Wenn der sich knurrend zu komischer Musik auf dem Boden wälzt, kann man tatsächlich eine gewissen Ähnlichkeit mit einschlägigen Choreographien des Wuppertaler Tanztheaters entdecken.
Wo soll das nur hinführen? Erleben wir nächstes Jahr bei „Let’s Dance“ auf RTL Polizeihund Rex und Lassies Urenkel als prominente Kandidaten? Bietet die Tanzschule Schäfer in Barmen demnächst passend zum Namen Kurse für Frauchen mit ebensolchen Hunden an. Kann man da vielleicht bald Cha Cha mit dem Chow Chow lernen? Oder tanzen irgendwann Hunde ohne Menschen mit anderen Hunden zu Songs von Snoop Dogg, der bekanntlich so heißt, weil er als Kind eine Vorliebe für Comic-Hund Snoopy hatte?
Und war das schmeichelhafte 2:0 der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen überlegene Hobbykicker aus Luxemburg nicht am Ende sogar noch viel abstruserer Sport als Dogdance? Fragen Sie mich das alles bloß nicht ...
Bis die Tage!