Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Prähistorische Hühner

Wuppertal · Was für eine Nachricht: Stonehenge ist jetzt in Heckinghausen! Das wird natürlich Wasser auf die Mühlen der Kritiker sein, die finden, Wuppertal wäre in vieler Hinsicht noch in der Steinzeit.

Auch eine Art Stonehenge .

Foto: rt/Wuppertaler Rundschau

Aber es handelt sich ja zum Glück nur um einen Nachbau des prähistorischen Steinkreises, auch wenn die Verbindungen zwischen unserer Stadt und dem Original schon frappierend sind. Die bestehen nämlich längst nicht nur darin, dass Wuppertal und Stonehenge in Südengland auf demselben Breitengrad liegen. Es gibt noch so viel mehr ...

Gucken Sie sich nur mal die Bauzeit an: Experten gehen davon aus, dass sich die Errichtung der Steinkonstruktionen in mehreren Bauphasen über 1.500 bis 2.000 Jahre hingezogen hat. Das erinnert natürlich frappierend an die aktuellen Prognosen für die Dauer der Bauarbeiten in der Elberfelder Innenstadt.

von Roderich Trapp

Foto: Wuppertaler Rundschau/Max Höllwarth

Weitere Parallele: Wozu der Steinkreis überhaupt gut sein sollte, ist bis heute letztlich ungeklärt. Ähnliches könnte passieren, wenn Archäologen in ein paar tausend Jahren Markierungen des Wuppertaler Talachsen-Radwegs freilegen.

Viele Steine in Stonehenge sind übrigens inzwischen umgefallen. Möglicherweise war die Qualität ähnlich wie beim für den Barmer Werth vorgesehenen Bodenbelag eher mangelhaft. Das wäre bei den vielen Fragezeichen rund um das prähistorische Bauwerk immerhin ein Hinweis darauf, dass es auch in der Steinzeit schon europaweite Ausschreibungen gab ...

Was mir aber besonders ins Auge gefallen ist: Seit den 60er Jahren mussten Touristen rund 50 Jahre lang durch einen pelzigen Tunnel von den Besucherparkplätzen unter der benachbarten Straße hindurch zum englischen Weltkulturerbe laufen. In diesem Tunnel gab es ein Café und das Ticket-Büro, die wohl nicht nur ihrer Lage wegen als unterirdisch und nationale Schande empfunden wurden.

Woran erinnert uns das? Natürlich an den Döppersberg, wo seit den 60er Jahren rund 50 Jahre lang ein zutreffend als Harnröhre bezeichneter Fußgängertunnel, der als lokale Schande empfunden wurde, den Bahnhof mit der City verband. Genau wie in Stonehenge ist dieser Tunnel inzwischen weg und der Harn fließt jetzt im Wupperpark Ost, aber es gibt immer noch Gemeinsamkeiten: Am Döppersberg haben wir jetzt nämlich eine Art Stonefall, weil sich aus den neu gebauten Sandsteinmauern regelmäßig Brocken in Größe von Menhiren lösen. Deshalb werden Besucher jetzt so mit Netzen vor den Steinen geschützt wie in Stonehenge die Steine mit Zäunen vor den Besuchern.

Und weil Stonehenge genau wie die Wuppertaler Schwebebahn weltberühmt ist, haben beide Sehenswürdigkeiten auch genau dieselben Probleme mit automatisch übersetzten Bewertungen von Besuchern auf der Internet-Plattform Tripadvisor. „Sie fahren in einer modernen Kapsel, die unter einem Portal hängt, das von einem massiven Stahlgerüst hochgehalten wird, etwa 40 Meter über dem Fluss und einigen Straßen“, hat demnach im Mai ein Tourist aus Selby in Yorkshire geschrieben.

Mehr Ahnung als von der Schwebebahn hat er von Fußball, denn er empfiehlt abschließend, die Fahrt mit einem „Rundgang um das historische Fußballgelände Stadion am Zoo“ zu kombinieren – und gibt den mit Blick auf den WSV wichtigen Hinweis: „Footy Team nicht so gut in diesen Tagen“ ...

Damit ist Wuppertal aber immer noch besser dran als Stonehenge, über das der Archäologe David K. laut automatischer Übersetzung Folgendes denkt: „Es gibt weitaus interessantere und atmosphärischere Hühner. Aber wenn ich nur eine Henne besuchen würde, wäre es Avebury.“

Da bin ich mal sehr gespannt, was demnächst auf Tripadvisor über Stonehenge in Wuppertal steht ...

Bis die Tage!