Vielleicht hat sich in Solingen die bekannte Partei mit dem maximal aussagefähigen Namen „DIE PARTEI“ aus diesem Grund dazu entschlossen, bei der Suche nach einem geeigneten Oberbürgermeister-Kandidaten ganz neue Wege zu gehen: Der dafür jetzt auserkorene 22-jährige Jan Michael Limberg hat die Kandidatur nämlich bei einem Flipper-Wettbewerb gewonnen.
Für eine Spaßpartei ist das sicherlich eine durchaus angemessene Form der Ämtervergabe, die eventuell auch bei der Bundestagsfraktion der CDU oder den Präsidentenwahlen in den USA Schlimmeres verhindert hätte. Und dass Spaß-Kandidaten durchaus erfolgreich sein können, hat sich ja auch in Wuppertal gezeigt, wo die Partei „DIE PARTEI“ bei der Kommunalwahl 2020 zwei Sitze im Stadtrat gewonnen hat.
In den vergangenen fünf Jahren war das Duo auch durchaus fleißig und hat, alle zusammengerechnet, insgesamt beachtliche zwei Anträge gestellt. Im ersten wurde angeregt, den Löwen im Wuppertaler Stadtwappen durch eine auf Garnrollen stehende Ziege mit zwei Schwänzen ersetzen. Die für einen Antrag erforderliche Begründung war allerdings eher knapp gehalten. Sie lautete: „Ziege, duftes Tier.“ Aus unverständlichen Gründen wurde die Idee von den anderen Fraktionen aber eiskalt abgebügelt.
Bei Antrag Nummer zwei konnte man das schon eher nachvollziehen: Er regte an, dem türkischen Präsidenten Erdogan die Wuppertaler Ehrenbürgerschaft zu verleihen, weil die Stadt damit internationale Aufmerksamkeit und einzigartige Reputation gewinnen würde ...
Das ist eine insgesamt überschaubare Bilanz, aber ehrlich gesagt haben andere Parteien im Rat deutlich weniger Spaß gemacht und wesentlich mehr gestört.
Immerhin gibt es im Hinblick auf den politischen Nachwuchs Hoffnung auf Besserung. Denn in den Herbstferien verwandelt sich die Turnhalle des Schulzentrums Süd vom 19. bis zum 24. Oktober in eine richtige Kinderstadt. 200 Blagen im Alter zwischen acht und zwölf Jahren werkeln und wirtschaften sich bei diesem Projekt durch den Alltag einer richtigen Mini-Republik mit Betrieben, Zeitung, Finanzamt und Steuern, über die sie selbst entscheiden dürfen, was die FDP bekanntlich im richtigen Leben ebenfalls gerne tun würde.
Und natürlich wird in der Mini-Stadt auch gewählt. Das eröffnet die Möglichkeit, ähnlich wie bei Fußballern sehr frühzeitig hoch veranlagte politische Naturtalente zu entdecken. Die Parteien wissen das und haben entsprechende Scouts in Position gebracht: Im Laufe der Projekttage sollen nämlich echte Politiker zu Besuch kommen.
Möglicherweise fällt ihnen ja ein Kind auf, das nachmisst, ob die Suppe beim Mittagessen nicht ein Grad zu heiß und damit gefährlich ist. Das könnte später in Brüssel Karriere machen. Oder ein Blag verspricht allen anderen, dass man auch in sieben angstfreien Jahren auf dem Gymnasium und ohne Lernen Raketenwissenschaftler werden kann. Das wird dann später Bildungsminister in Nordrhein-Westfalen.
Falls sich allerdings ein Neunjähriger plötzlich Vanillepudding in die Haare schmiert und schreit „Make Kinderstadt great again!“, dann sollte man das Projekt vielleicht besser abbrechen ...
Sofern Ihr Kind auch in die Politik will, hier ein Tipp: Ein paar Plätze sind bei der Kinderstadt noch frei (Anmeldung unter www.kjg-kinderstadt.de). Sollte es Oberbürgermeister werden wollen, können Sie mit ihm aber alternativ natürlich auch Flippern üben ....
Bis die Tage!