Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Spritpreissparplan

Wuppertal · Was waren das noch für Zeiten, als die Spritpreise an Tankstellen auf analogen Schildern angezeigt wurden, die höchstens einmal am Tag von einem Mann auf einer Leiter von Hand ausgetauscht wurden.

Tanken, im Volksmund auch das „Roulette des kleines Mannes“ genannt.

Foto: beejees

Dann mussten die Dinger digitalisiert werden, weil, sich die Preise inzwischen noch schneller ändern als die Laune von Donald Trump. Um genau zu sein, laut Bundeskartellamt im Schnitt 22 Mal pro Tag. An einzelnen Tankstellen wurde der Preis aber auch 40 oder 50 Mal geändert.

Da fragt man sich natürlich, wie das kommt. Lädt da irgendwo im Orient ein Ölscheich mit seinem Rolls Royce ein paar Kanister Benzin an der Rohstoffbörse ab und sorgt so für einen Preisturz um einen Cent wegen des gestiegenen Angebots? Oder erhöhen zwei wartende Autos vor einer Zapfsäule die Nachfrage am Weltmarkt so, dass der Preis schon gestiegen ist, bis der letzte dran ist? Es bleibt ein großes Mysterium, das auch der rund um Kraftfahrzeuge ansonsten allradwissende ADAC nicht lüftet.

Roderich Trapp.

Foto: Wuppertaler Rundschau/Max Höllwarth

Er gibt uns aber immerhin Ratschläge, wann das Tanken im Tagesverlauf voraussichtlich am günstigsten ist, und man bei einer üblichen 50-Liter-Befüllung bis zu sechs Euro sparen kann. Der ADAC fasst die Lage so zusammen: „Die Spritpreise steigen am Morgen ab etwa 6.00 Uhr stark an und erreichen ihr Tageshoch dann kurz nach 7.00 Uhr, also im Berufsverkehr. Dann ist Diesel im Schnitt neun Cent teurer als im Tagesdurchschnitt, Super E10 um acht Cent. Von dort geht es allerdings steil bergab, schon gegen 9.00 Uhr liegt der Preis nur noch rund zwei Cent über dem Tagesschnitt, bevor er wieder leicht ansteigt und sich dann in Wellen Richtung Abendtief bewegt. Kurz vor Mittag ist Sprit bereits gut zwei Cent unter dem Tagesschnitt, kurz vor 18.00, 20.00 und 22.00 Uhr sind es sogar rund vier Cent, wobei das Tief kurz vor 20.00 Uhr eine Kleinigkeit günstiger ist als die anderen beiden. Ab 23.00 Uhr geht es dann wieder nach oben, bleibt die Nacht über relativ ruhig, bevor es am nächsten Morgen um 7.00 Uhr wieder steil nach oben geht.“

Das ist ja relativ unkompliziert. Ich frage mich lediglich, woher mein Tank wissen soll, dass er möglichst kurz vor der 20-Uhr-Tagesschau alle zu sein hat. Und woran ich genau merke, ob ich nachmittags gerade im Preiswellental bin oder in dreieinhalb Minuten möglicherweise zwei Cent weniger bezahlen würde.

Meine Frau hat in diesem Zusammenhang die Tankstelle genau im Blick, die auf dem Weg zum Supermarkt unseres Vertrauens liegt und deshalb von ihr quasi täglich passiert wird. Ihre Beobachtung dabei: Auf der Hinfahrt zum Einkaufen sind die Spritpreise immer höher als bei der Rückfahrt eine halbe Stunde später. Und zwar ganz egal, um welche Tageszeit sie unterwegs ist. Ich wollte das erst nicht glauben, habe mich dann aber selbst davon überzeugt. Es stimmte immer!

Wir vermuten daher, dass der zuständige Mineralölkonzern aus Enttäuschung darüber, dass sie vorbeigefahren ist, geistesgegenwärtig reagiert und sie auf dem Rückweg mit einem günstigeren Kurs anlocken will. Probieren Sie das doch selbst auch mal aus, immerhin kann man so bei einer üblichen 50-Liter-Tankfüllung bis zu sechs Euro sparen.

Sollten Sie die beim Einkauf dann aber schon mit einplanen, weise ich ähnlich wie bei den Lottozahlen der Ordnung halber darauf hin, dass meine Angaben ohne Gewähr sind ...

Bis die Tage!