Gestern hörte ich beispielsweise den Satz: „Als ich heute Morgen aufgestanden bin, war es noch dunkel. Schrecklich!“ Aber auch nicht ganz ungewöhnlich, wenn man Ende September um 6.30 Uhr aus der Kiste krabbelt.
„Und mein Auto war ganz beschlagen.“ Auch das ist physikalisch bereits seit Jahren um diese Zeit erklär- und vorhersehbar, trifft die Menschen aber offensichtlich komplett unvorbereitet und führt zu einer gewissen Verärgerung. Der Unterton legt nämlich nahe, dass man sich diesmal ganz offensichtlich etwas anderes versprochen hatte, obwohl sich die irdischen Belichtungs- und Wärme-Verhältnisse nach meiner Erfahrung im Jahresverlauf doch relativ verlässlich dem durchaus vorhersehbaren Lauf des Planeten anpassen.
Dennoch werden die Temperaturen insgesamt für viel zu niedrig gehalten und in klassischen Small-Talk-Standards wie „Heute Morgen bin ich direkt wieder rein und habe eine dicke Jacke angezogen. Schlimm!“ an den Pranger gestellt. Das ist harte Kritik an einer ganz eigenen Form von Klimawandel, die ähnlich wie die von Donald Trump am echten die Realität ignoriert. Größeren Palmenaufwuchs im Herbst in den Barmer Anlagen oder die Erfordernis, sich am Tag der Deutschen Einheit den Balg mit Sonnencreme einzuschmieren, habe ich jedenfalls eher selten beobachtet.
Spätestens in vier Wochen wird das Thema beim Small Talk endgültig eskalieren. Dann ist nämlich Zeitumstellung. Auch sie kommt nicht ganz unerwartet, sondern seit 45 Jahren relativ hartnäckig jeden Herbst. Dann ist es nicht nur zu kalt, sondern auch noch zu früh dunkel. Ein Unding, das mit Sätzen wie „Gestern war um diese Zeit noch hell“ abgestraft wird. In dieser verzweifelten Situation hilft nur noch ein Wuppertaler Universalsatz, der zum Glück immer geht und dem Gesprächspartner hoffentlich rechtzeitig einfällt: „Es is, wie et is!“
Bis die Tage!