Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Kulturpflanzenbegleiter

Wuppertal · Jetzt ist ja die Zeit angebrochen, in der die Menschen Garten und Terrasse so intensiv herrichten, dass sie bis weit in den Herbst hinein gar nicht dazu kommen, sich da auch mal hinzusetzen. Sehr beliebt ist in diesem Zusammenhang das Vertikutieren von Rasenflächen, die anschließend wochenlang aussehen wie ein Kartoffelacker und mittelfristig genau wie vorher.

Das darf nicht sein ...

Foto: Dirk Freund

Der Endgegner bei der Gartenpflege ist Unkraut. Ach, pardon: Unkraut sollte man gar nicht mehr sagen, weil es nämlich ein abwertender Begriff ist, der sich daraus speist, dass wir Menschen die Gewächse als unerwünscht betrachten. Deshalb empfehlen sprachsensible Gartenkosmetiker, lieber von „Beikraut“ oder „Kulturpflanzenbegleiter“ zu reden.

Ich habe zwar leichte Zweifel, ob sich das Unkraut daran wirklich stört, bin aber lieber vorsichtig und habe auch gleich eine Mail an Fußball-Weltmeister Thomas Müller geschrieben, der im Internet ungeniert für „Turbogrün-Rasenunkrautvernichter“ wirbt. Ich empfahl ihm dringend, das Zeug „Kulturpflanzenbegleiterentferner“ zu nennen, damit der Löwenzahn bei guter Laune ist, wenn ihn die chemische Keule trifft.

Roderich Trapp.

Foto: Wuppertaler Rundschau/Max Höllwarth

Das Namens-Thema ist aktuell aber eher zweitrangig, weil wegen der extrem langen Trockenheit momentan weder Unkraut noch Kulturpflanzen oder ihre Begleiter wachsen. Das Ausmaß des Problems wurde mir voriges Wochenende bei einer Wupper-Kanutour deutlich. Statt von Wasserstand konnte man da eher von Restfeuchte im Flussbett sprechen.

Hätten wir nicht danach, sondern davor gegrillt und deshalb drei Kilo mehr Gewicht im Boot gehabt, würde ich wahrscheinlich jetzt noch irgendwo zwischen Kohlfurth und Müngsten feststecken und mich immerhin ausgesprochen proteinreich von den Mückenschwärmen ernähren, denen es ungeachtet des Wassermangels glänzend zu gehen scheint.

Zu Fuß wäre man wahrscheinlich deutlich einfacher vorangekommen, was mich zu einer anderen Geschichte in Sachen Fließgewässer bringt, von der ich dieser Tage hörte: Es gibt nämlich junge Leute in Wuppertal, die gelegentlich in kleinen Bächen wandern gehen. Das sei abenteuerlich und zudem überaus entspannend, weil man sich dann wirklich ganz auf die Natur konzentrieren und das Handy komplett wegtun müsse, um nicht ins Wasser zu fallen.

Vorige Woche war einer von ihnen ganz allein in dem mir bis dato noch unbekannten Heidacker Bach auf den Wuppertaler Nordhöhen unterwegs. Ein wildromantisches Erlebnis, bei dem man zwischen zwei Stürzen ins hier noch reichlich sprudelnde Wasser sogar Rehe und Frösche sehen kann, die Großstadtkinder nur noch aus Bilderbüchern kennen.

Kleines Problem bei diesem exotischen Expeditionshobby: Die elektrischen Zäune, mit denen die einheimischen Pferdehalter ihre Weiden einfrieden, sind teilweise auch über den Bach hinweg gezogen. „Da ist doch sowieso nie Strom drauf“, dachte der Wanderer still bei sich und packte gut angefeuchtet zu, um sich den Weg zu bahnen. Deutlich lauter dachte er dann „Scheißeeeee!!“ und weiß jetzt, dass es doch gewisse Ausnahmen von dieser Faustregel gibt ...

Bis die Tage!