Martina Dückerhoff und der Lebensmut Eine Wuppertalerin und ihre Freundschaft zu Andrea Berg

Wuppertal · Trotz früher Krankheit und 22 Jahren Dialyse hat Martina Dückerhoff ihren Lebensmut nicht verloren. Das hat auch mit den Urlauben bei Schlagersängerin Andrea Berg zu tun.

Bei der Dialyse an der Hofaue (v.l.): Heidi Bergmann, Irmgard Sonntag, Krankenschwester Christina Autzen, Dr. Stefan Krzossok und die liegende Martina Dückerhoff, die sich auch nächstes Jahr wieder auf die Begegnung mit Andrea Berg (kleines Foto) in deren „Sonnenhof“ freut.

Foto: Manfred Bube

Dienstagmorgen, 10 Uhr in der Hofaue 93: Begleitet von Mutter Heidi Bergmann wird Martina Dückerhoff im Zentrum für Nieren- und Hochdruckerkrankungen ein Katheder gesetzt, die Blutwäsche beginnt. Eine Routinebehandlung und gleichzeitig ein außergewöhnlicher Rekord.

„Über einen so langen Zeitraum haben wir bisher niemanden behandelt, und ich bin beeindruckt, mit welcher Geduld sie seit 2003 die Dialyse erträgt“, sagt Dr. Stefan Krzossok, der gemeinsam mit Ärztin Irmgard Sonntag und dem Klinik-Team die Patientin betreut.

Foto: privat

„Ja, trotz aller Schwierigkeiten hat sie ihren Lebensmut behalten und sagt, dass sie glücklich ist. Besonders dann, wenn wir auf dem ‚Sonnenhof‘ bei Andrea Berg Urlaub machen“, erklärt Heidi Bergmann – und berichtet über das Schicksal der Tochter, das mit der Geburt am 14. September 1964 beginnt.

„Aufgrund von Komplikationen kam es zu einer Unterbrechung der Sauerstoffzufuhr und deswegen zu einem Gehirnschaden“, so die Mutter. Im Alter von zwei Jahren tritt ein weiteres Problem auf: Der Harnleiter versagt und muss transplantiert werden. Wieder zwei Jahre später das gleiche Problem, die gleiche OP.

Ab da geht es bergauf. Martina, zu dem Zeitpunkt trotz der Eingriffe ein fröhliches Mädchen, wird in der städtischen Grundschule Mirker Straße eingeschult. Sie geht gerne zur Schule. Bis sie wegen einer Nierenschwäche immer wieder im Krankenhaus behandelt werden muss, was sie körperlich und seelisch schwächt.

Auch mit der Folge, dass sie auf eine Förderschule wechselt und anschließend, mit 17 Jahren, in einem Internat eine hauswirtschaftliche Ausbildung beginnt. „Die Belastungen der vergangenen Jahre haben ihr so zugesetzt, dass sie still geworden ist, sich in ihre eigene Welt zurückgezogen hat. Da war es ein Glücksfall, dass 1983 die Lebenshilfe Martina in Cronenberg aufgenommen hat,“ so Heidi Bergmann.

Dort verläuft ihr Leben in geregelten Bahnen. Doch 1994 der nächste Schock: Eine Niere versagt und muss entfernt werden. Der Leidensweg setzt sich fort: 2003 versagt auch die zweite Niere und es beginnt die regelmäßige Dialyse, zu der sie nun wöchentlich zweimal muss.

Mutter Heidi Bergmann: „Trotzdem hat Martina die Freude am Leben nicht verloren. Als kurz nach der Operation 2003 mein Ehemann und ihr Vater gestorben sind und ich ihr angeboten habe, in unsere Wohnung zu ziehen, hat sie gesagt: Lass mal, Mama, ich fühle mich in der Lebenshilfe so wohl, da will ich nicht weg.“

Um parallel zu ihren Besuchen etwas mehr Abwechslung in das Leben der Tochter zu bringen, bucht Heidi Bergmann im Juni 2006 erstmals einen Urlaub auf dem „Sonnenhof“ der bekannten Schlagersängerin Andrea Berg in Aspach in Baden-Württemberg.

„Dort wurden wir sehr freundlich aufgenommen und Andrea Berg hat sich direkt so herzlich um Martina gekümmert, dass wir seit dieser Zeit regelmäßig jedes Jahr für einige Tage dort hinfahren, uns erholen und gern den Konzerten lauschen, die Bestandteil des Aufenthaltes sind. Wenn wir jetzt dort ankommen und die Sängerin begrüßt Martina mit den Worten: ‚Schön dass du wieder da bist’, dann blüht meine Tochter regelrecht auf und hat ein Lächeln im Gesicht, das ich nur selten bei ihr sehe“, freut sich die Mutter.

Und dann erklärt sie, warum sie sich wünscht, dass die Geschichte von Martina veröffentlicht wird: „Sie lebt ein einfaches Dasein abseits von Konsumstreben und sogenannten weltlichen Freuden. Erträgt ihr Schicksal mit Geduld und genießt die kleinen Freuden. Dazu gehört auch die Dialyse, denn die Ärzte und das Personal in der Klinik behandeln sie fürsorglich und lieb, dazu gehört der Aufenthalt im ‚Sonnenhof’, wo Andrea Berg eine Menschlichkeit zeigt, die ich so nicht erwartet hätte, dazu gehört die gute Betreuung der Lebenshilfe. Auf den Nenner gebracht: Auch so kann ein zufriedenes Leben aussehen.“

Der nächste Urlaub in Aspach ist für Juni 2026 gebucht. „Darauf freuen wir uns jetzt schon, sagt Heidi Bergmann – und fügt leise hinzu: „So Gott will, werden wir es erleben.“