Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Blauer Brief für die Stadt

Wuppertal · Nächste Woche gibt es ja Halbjahreszeugnisse. Das von der Stadt Wuppertal ist nicht so gut, deshalb hat die Schulbehörde jetzt auch einen Blauen Brief bekommen. Und zwar vom Fördergeber, der ihr Ende 2022 viele Millionen Euro für die IT-Ausstattung von Schülern und Lehrkräften spendiert hat.

Symbolbild.

Foto: pixabay.com/April Bryant

Damit wurden Tausende Tablets und Notebooks angeschafft, auf dass Schulklassen und Pädagogen fürderhin gemeinsam mit Highspeed Bildungsdefizite aufarbeiten und faule Pennäler Hausaufgaben topmodern durch eigens neu verlegte Glasfasernetze zum Abschreiben an den Sitznachbarn leiten können sollten.

Bei Tablets und Notebooks spricht man bekanntlich von digitalen Endgeräten, die in Wuppertal auch deshalb diesem Namen gerecht wurden, weil speziell die neuen Dinger für die Lehrer endlos lange auf ihren Einsatz warteten. Die edle Spende von Bund und Land wurde nämlich ohne für den Einsatz nicht ganz unwichtige Details wie beispielsweise irgendwelche Software geliefert, weil für die das Budget nicht reichte. Das ist ungefähr so sinnvoll wie die Installation eines modernen Dusch-WCs in einem Iglu ohne Wasseranschluss.

Roderich Trapp.

Foto: Wuppertaler Rundschau/Max Höllwarth

Deshalb wurden auch 30 Prozent der Tablets und Notebooks für Lehrer bisher gar nicht erst ausgegeben. Die Stadt hat genau genommen noch ungefähr 1.000 Stück da liegen, was den Fördergeber jetzt ähnlich ungehalten macht wie einen Klassenlehrer, der einem Schüler sechsmal „mangelhaft“ in ein Halbjahreszeugnis schreiben muss.

Deshalb musste die Leiterin des Stadtbetriebs Schulen jetzt von einem bösen Blauen Brief berichten, der im Verwaltungsdeutsch „Risikoanzeige“ heißt: Wenn die Dinger nicht schleunigst in Betrieb genommen werden, dann müsse die Stadt die Fördergelder zurückzahlen.

Das ist ziemlich ungünstig, weil die Stadt bekanntlich erstens gar kein Geld mehr hat und sich zweitens selbst die Profis vom „MediaMarkt“ relativ schwer damit tun würden, kurzfristig 1.000 Notebooks ohne Software an den Mann oder die Frau zu bringen.

Vielleicht könnte man sie ja bei einem kleinen Garagenflohmarkt für Lehrkräfte im Rathaus anbieten oder die Dinger analog als Tafel nutzen. Ich habe das zu Hause mal ausprobiert: Man kann auf dem Bildschirm einigermaßen gut mit Kreide schreiben ...

Bis die Tage!