Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Bemerkungen
Wuppertal · An Weihnachten verschenken die Menschen ja gerne mal Lesestoff. Gute Bücher zu finden, ist aber nicht immer einfach, zumal es viele neue Genres gibt, die relativ schwer erträglich sind.
Großer Beliebtheit erfreuen sich beispielsweise „Cosy Romane“, in denen alle Akteure pastellfarbene Kleidung tragen und auf Inseln wohnen. „Fantasy Romance“ ist auch angesagt. Darin übernehmen Werwölfe und ihre Gefährtinnen die Rollen, die früher Chirurgen und Krankenschwestern in Arztromanen hatten.
Sollten Sie deshalb auf der Suche nach literarischen Alternativen sein, empfehle ich ein tragikomisches Meisterwerk, das noch nicht mal Geld kostet: nämlich den Jahresbericht des Bundesrechnungshofes. Darin finden sich in 23 Kapiteln Bemerkungen zu Auffälligkeiten bei der Haushaltsführung der Bundesregierung, die ich mir selbst nicht besser hätte ausdenken können.
Kapitel Nummer 15 beschäftigt sich beispielsweise mit fünf Korvetten vom Typ K 130, die die Bundesmarine zwischen 2008 und 2013 für mehrere Milliarden Euro angeschafft hat. Das ist nicht ganz günstig, weshalb es nützlich wäre, wenn man die Schiffe auch tatsächlich dazu einsetzen könnte, mit ihren weitreichenden Seezielflugkörpern Feinde zu bekämpfen. Dazu bräuchte man allerdings Drohnen, um diese bösen Gegner außerhalb der Reichweite des Radars überhaupt erstmal zu entdecken. Die Anschaffung dieser Drohnen ist der Bundeswehr aber leider bis heute nicht gelungen, weshalb die Pötte bereits die Hälfte ihrer vorgesehenen 30-jährigen Nutzungszeit als blinde Seehühner vor Anker liegen.
Alternativ zu den Drohnen hätte man auch Hubschrauber einsetzen können. Für die ist der Hangar auf den K 130 aber leider zu klein, so dass sie nicht für längere Zeit an Bord betrieben werden können. Wegen des großen Erfolgs hat die Bundeswehr übrigens direkt noch weitere fünf Korvetten dieses Typs bestellt, die demnächst ausgeliefert werden ...
Ähnlich schick ist Kapitel 12: Es beschäftigt sich mit dem Förderprogramm „Umweltschutz und Sicherheit“ des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV), aus dem jährlich 200 Millionen Euro an Unternehmen des Güterkraftverkehrs fließen. Förderfähig sind dabei auch der Einbau von Backöfen, Kaffeemaschinen oder Mikrowellen in Lkw-Fahrerkabinen. Trockener Kommentar des Bundesrechnungshofes: „Das BMDV wies nicht nach, wie diese zu den Förderzielen Umweltschutz oder Sicherheit beitragen.“
Das dürfte auch nicht so einfach sein – außer mir noch nicht bekannte Studien belegen, dass der Verzehr einer schön kross aufgebackenen Fertigpizza im mobilen Home-Office die Konzentrationsfähigkeit von Truckern signifikant erhöht. Offensichtlich ist das Ministerium selbst bereits seit neun Jahren auf der Suche nach diesen Studien, weil der Rechnungshof schon 2015 auf diesen Förderwitz hingewiesen und gefordert hat, den Nutzen nachzuweisen.
Dass das bis heute ebensowenig gelungen ist wie das Programm ganz abzuschaffen, hält der Rechnungshof für nicht hinnehmbar. Jetzt wissen wir endlich, warum Verkehrsminister Wissing eigens aus der FDP ausgetreten und im Amt geblieben ist: Er will unbedingt noch diese peinliche Nummer beenden ...
Bis die Tage!
Falls Sie mal etwas Besseres tun wollen, als mit ihren Steuergeldern solchen Quark zu subventionieren, hätte ich einen Vorschlag: Am Montag schenke ich von 18 bis 20 Uhr als Gast am Lions-Glühweinstand am Döppersberg leckere Heißgetränke für den guten Zweck aus. Der Erlös fließt nicht in dienstuntaugliche Korvetten oder Trucker-Mikrowellen, sondern geht an soziale Einrichtungen in Wuppertal.