Jetzt haben wir plötzlich aber auch noch eine Black Week, die nach meiner Wahrnehmung mittlerweile schon ungefähr einen Monat dauert. Um keinen Fehler zu machen, kaufe ich daher einfach gar nichts. So spart man am meisten.
Ob es am Black Friday auch Herren-Windeln im Sonderangebot gab, ist mir nicht bekannt. Sehr gut kenne ich dagegen inzwischen den älteren Mann, der in der bei ARD und ZDF heimischen Siechtums-Fernsehwerbung zwischen 18 und 20 Uhr in einem Spot der Firma Tena Men hinter einem Aquarium versteckt darauf lauert, mit mir über auslaufsichere Unterhosen zu sprechen.
Sollten Sie jemals Soko Köln, Großstadtrevier oder Hubert und Hosenstaller geguckt und bei der Reklame nicht umgeschaltet haben, wird er Ihnen unweigerlich ebenfalls begegnet sein, und sich tief in Ihr Gedächtnis eingebrannt haben. Denn das Problem an ihm ist, dass er außer Halbschuhen und Socken nur noch eine unförmige Ongerbuxe trägt, die selbst Brad Pitt in Bestform nicht gestanden hätte, und in diesem beklagenswerten Outfit selbstbewusst hinter besagtem Aquarium hervortritt, um einen denkwürdigen Satz zu sagen: „Da wir jetzt unter uns sind: Lass uns über Harnverlust reden!“
Das ist nicht nur wegen des Anblicks verstörend. Denn erstens ist „unter uns“ bei drei Millionen Zuschauern nicht ganz richtig. Und zweitens reagiert der Typ gar nicht, wenn ich ihm zurufe, dass ich gar keinen Harn verliere. Bei aller Begeisterung für die überfällige Enttabuisierung dieses delikaten Themas fragt man sich also, ob es da nicht noch alternative Möglichkeiten der Visualisierung und Ansprache gegeben hätte.
Und überlegt unwillkürlich, ob der vollbärtige Windel-Werbeträger möglicherweise ein Bekannter der älteren Dame ist, die sich im Auftrag von Always Discreet-Slipeinlagen Sorgen macht, dass beim Yoga statt positiver Energie was ganz anderes fließt. Kommen beide Spots nacheinander, muss man sofort aufs Klo.
Im allerschlimmsten Fall läuft aber im selben Werbeblock auch noch die Reklame für Kytta-Salbe. Wer sich damit einreibt, hat anschließend keine Rücken- oder Gelenkschmerzen mehr, weil die Haut darüber wie Hulle brennt. Unglücklicherweise ist es einer Werbeagentur gelungen, den Kytta-Chefs einen Clip anzudrehen, in dem dieser Effekt am Beispiel von sportlich aktiven Gästen eines Nudisten-Camps vorgeführt wird, die gemäß der Zielgruppe des Anti-Schmerz-Bestrichs keine Bälle, sondern im wesentlichen Falten werfen. Oder mit nichts an Fahrrad fahren, was möglicherweise an sich schon die Erklärung dafür sein könnte, warum ihnen einiges weh tut.
Mit Kytta einbalsamiert können sie sich dann aber dank der natürlichen Kraft einer Wurzel namens „Beinwell“ (wäre übrigens auch ein schöner Titel für eine Lymphdrainage-Praxis) wieder bewegen und sogar nackt Tischtennis spielen. Die Schläger müssen sie dabei aus Gründen des Jugend- und Zuschauerschutzes allerdings so halten, dass man keine Dinge sieht, die einen erst kurz nach der Tagesschau wieder aus der Schockstarre erwachen lassen würden. Deshalb trifft die Frau mit den zwei Schlägern auch keinen Ball, aber mich als langjährig aktiven Tischtennisspieler bei dem Anblick bald der Schlag.
Vielleicht sind nächstes Jahr beim Black Friday ja auch günstige Fernsehreklame-Produktionen im Angbot. Dann können sich Tena, Always und Kytta vielleicht mal was Neues leisten. Bis dahin sehe ich für das Vorabendprogramm schwarz ...
Bis die Tage!