Das verbindet mich mit der Stadt Wuppertal, die ja in Elberfeld gerade auch eine Burg wieder ausgräbt. Und ganz ähnlich wie der Stadtverwaltung machte mir dieser Vorgang nicht unerhebliche Probleme. Ich hatte die recht sperrige Playmobil-Burg seinerzeit nämlich in ihre sämtlichen etwa zweieinhalbtausend Bestandteile zerlegt und ohne Bauanleitung in einen Karton gestopft. Das ist tendenziell suboptimal, wenn man sie Jahrzehnte später samt des zahlreich vorhandenen berittenen und sonstigen Personals sowie der umfangreichen Innenausstattung wieder rekonstruieren will.
Genau wie die Archäologen in der City musste ich winzige Fundstücke einzelnen Burgsegmenten zuordnen, nach dem wahrscheinlichsten Standort der Burgmauer suchen und überlegen, ob der komische viereckige Nuppi da ein Tablett für sechs etwa einen Zentimeter große Bierkrüge oder doch eine Falltür ist. Ich hatte dabei aber immerhin den Vorteil, dass meine Ausgrabung erst ungefähr 35 Jahre alt ist, während sich die Stadt mit Resten von anno tuck auseinandersetzen muss.
Ich habe nachgelesen, dass der „Hof Elverfelde“, aus dem später die Burg hervorging, erstmals im 12. Jahrhundert urkundlich erwähnt wurde. Die Burgherren waren Vasallen des Erzbischofs von Köln und damit immer noch besser dran als wir heute, denn wir sind ja inzwischen bekanntlich Vasallen der Bezirksregierung in Düsseldorf. Überliefert ist auch, dass der Neumarkt im Mittelalter noch ein Friedhof war. Passend dazu ist er 2025 auf bestem Weg, wieder einer zu werden.
Anders als bei Schloss Burg sind von der Burg Elberfeld nur noch ein paar Mauerklötzchen und ein paar unter der Erde liegende zerbrochene Tellerchen übrig. Bei letzteren wird derzeit noch untersucht, ob sie aus dem Mittelalter oder nicht doch aus einem der Dönerläden oben drüber stammen. Dass die Burg weg ist, liegt übrigens daran, dass sie im Jahr 1536 abgebrannt ist und nicht wieder aufgebaut wurde. Vermutlich herrschte Fachkräftemangel.
Immerhin gibt es aber ein schönes Modell aus den 1950er Jahren, das zeigt, wie die Burg Elberfeld mal ausgesehen haben könnte. Man kann es im Baustellenbüro der Stadt an der Schwanenstraße besichtigen. Das habe ich neulich gemacht, um Inspirationen für meine eigene Burg-Wiederherstellung zu gewinnen. Als ich selbige nach nur rund 300 Arbeitsstunden beendet hatte, fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Die Playmobil-Burg ist eine exakte Kopie der Burg Elberfeld: hohe Mauern, Türme und ein Fachwerkhaus – alles da!
Um nähere Erkenntnisse über die Burg zu gewinnen, hätte die Stadt statt zu buddeln also einfach nur ins Spielwarenfachgeschäft gehen müssen. Um in Elberfeld eins davon zu finden, braucht man inzwischen allerdings auch einen Archäologen ...
Bis die Tage!