Kommentar zu den „neuen“ Weihnachtsmärkten Der Gestaltungswille ist erkennbar

Wuppertal · „Da sind wir aber mal gespannt, wie die das hinkriegen ...“: Dieser Satz fiel sehr häufig, nachdem die Stadt die Ausrichtung der Weihnachtsmärkte in Barmen und Elberfeld vor zwölf Monaten für die Jahre von 2025 bis 2029 an den Wuppertaler Schausteller-Verein vergeben hatte. Mein Eindruck angesichts der jetzt laufenden „Premiere“: Er macht das in beiden Stadtteilen sehr ordentlich.

Blick auf den Barmer Weihnachtsmarkt.

Foto: Achim Otto

Um das richtig beurteilen zu können, muss man allerdings die Rahmenbedingungen kennen, die an den meisten von der Verwaltung per Ausschreibung vorgegebenen Weihnachtsmarkt-Spots mehr als schwierig sind. Einzige Ausnahme ist dabei der stimmungstechnisch ideale Laurentiusplatz.

Deshalb war es auch eine goldrichtige Entscheidung der Schausteller, hier eine Neuauflage des im vorigen Jahr sehr erfolgreichen „Winterzaubers“ von Veranstalter Paolo Frisella möglich zu machen – und sich selbst auf die anderen Bereiche zu konzentrieren.

von Roderich Trapp

Foto: Bettina Osswald

Die waren in Elberfeld bekanntlich mehr als notleidend, was einerseits am überschaubaren Engagement der vorherigen Organisatoren und andererseits an der Innenstadt-Großbaustelle lag. Auf dem Neumarkt beweisen die Schausteller jetzt, dass man selbst zwischen Baustofflager und Kaufhof-Leerstand noch Atmosphäre schaffen kann, wenn man sich Mühe gibt und Ideen entwickelt.

Das haben sie mit glitzernden Foto-Points, schöner Beleuchtung, einer klugen Anordnung der für viel Geld angeschafften einheitlichen Buden und Unterständen mit Aufenthaltsqualität geschafft. Krönen konnten sie das Ganze dank ihrer Kontakte mit der ikonischen XXL-Attraktion in Form des 71 Meter hohen mobilen Aufzug-Aussichtsturms. Der Betreiber ist laut Schausteller-Verein mit der Resonanz sehr zufrieden.

Dass man ein paar Meter weiter auf der engen Herzogstraße und an dem von Baustellen umzingelten Standort an der Alten Freiheit keinen urgemütlichen Christkindl-Markt inszenieren kann, liegt auf der Hand, war immer schon so und wird sich auch nicht dadurch ändern, dass es dank der Bemühungen der „IG1“ endlich wieder Weihnachtsbeleuchtung gibt. Aus meiner Sicht könnte man sich beide Buden-Ansammlungen einfach sparen und die beiden anderen Spots vergrößern.

Aber erstens verlangt die städtische Ausschreibung vom Organisator, die definierten Flächen zu bespielen, und zweitens wollen Händler und Gastronomen die hier gewährleistete hohe Passantenfrequenz. Was auch die Frage beantwortet, warum es dieses Jahr keine Stände am atmosphärisch und räumlich eigentlich sehr viel eher geeigneten Döppersberg gibt. Hier liefen die Geschäfte schlicht und ergreifend nicht.

In Barmen ergibt sich ein ähnliches Bild: Der Markt auf dem Rathausvorplatz ist den Schaustellern gut gelungen. Effektvolle Beleuchtung auch in den Bäumen, eine wirkungsvolle Lichtpyramide und ein cleverer Aufbau der Stände in Burg-Form um die gut integrierte Bühne können sich sehen lassen. Dass auch die von den Vorgängern 2024 präsentierte Lösung mit großflächiger Überdachung des Marktes Qualität hatte, ist unbestritten. Das teilweise befürchtete „Downgrade“ ist die Variante 2025 aber auf keinen Fall.

Ähnlich wie in Elberfeld musste aber auch in Barmen eine Fläche bespielt werden, die keiner braucht. Denn machen wir uns nichts vor: Um mit einer Handvoll Buden und Fahrgeschäften inmitten der Betonwüste am Alten Markt festliche Stimmung zu verbreiten, müssten sich wahrscheinlich die Ehrlich Brothers und Harry Potter zusammenschließen und ein echtes Weihnachtswunder herbeizaubern. Auch diesen Spot könnte man gut und gerne streichen und sich auf den Rathausvorplatz konzentrieren.

Eingelöst haben die Schausteller übrigens auch das Versprechen, an den Weihnachtsmarkt-Ständen ein zum Anlass passendes Sortiment jenseits von China-Schrott, Mobilfunkverträgen und raubkopierten CDs mit Panflöten-Musik zu präsentieren. An der wollen die Schausteller mit Blick auf die nächsten Jahre und dann mehr Vorlauf weiter feilen – genau wie an Optik und Komfort der Markt-Areale.

Zum Beispiel mit noch mehr überdachten Stehtischen, die überall sehr gut ankommen, und weiteren Deko-Elementen. Oder mit einer attraktiveren Toiletten-Lösung für den Neumarkt, wo man sich aktuell noch mit Dixi-Klos behelfen muss und öffentliche Toiletten weiter nicht in Sicht sind. Den dafür nötigen Gestaltungswillen hat der Verein dieses Jahr auf jeden Fall bewiesen.

Und das ist allein schon ein ganz großer Fortschritt gegenüber manchem traurigem Weihnachtsmarkt-Befund in früheren Jahren ...