Kommentar zum Ausgang der OB-Stichwahl Großer Sieg, große Erwartungen

Wuppertal · Einen Erdrutschsieg nennt man das, was SPD-Kandidatin Miriam Scherff am vergangenen Sonntag (28. September 2025) eingefahren hat. Noch nie hat es in Wuppertal einen solch großen Abstand zwischen Gewinner(in) und Verlierer gegeben.

Miriam Scherff setzte sich gegen Matthias Nocke durch.

Foto: Christoph Petersen

Dass das Ergebnis am Ende so aussehen würde, wie es dann aussah, war schon bei der Auszählung der ersten Stimmbezirke klar: Am Lichtjahre-Vorsprung der 36-jährigen sozialdemokratischen Hoffnungsträgerin bestand nie der Hauch eines Zweifels.

Das ist ein mega-starkes Votum der Wählerinnen und Wähler – und es spricht für sehr große Erwartungen der Menschen in Wuppertal. Weder konnte die CDU bei der Kommunalwahl mit ihrem Schwerpunkt auf Sicherheit punkten, noch konnte ihr Kandidat Matthias Nocke mit der Fokussierung auf seine (Verwaltungs-)Erfahrung etwas reißen. Das Ergebnis spiegelt wider, was in vielen Gesprächen schon im Vorfeld zu hören war: „Wir brauchen jetzt mal was Neues“, gaben da viele – ganz unterschiedliche Leute – zu Protokoll.

Stefan Seitz.

Foto: Bettina Osswald

Die Chance dazu ist nun da. Zum Beispiel mit ganz neuen denkbaren Parteien-Kooperationen, wenn es darum geht, Mehrheiten für Neues zusammenzubekommen. Etwa in Sachen BUGA, die ja so neu nicht mehr ist. Oder in Sachen einer Bus-Radfahr-Spur auf der B7, die ja etwas ganz Neues wäre.

Worum auch immer es geht oder gehen könnte: Mehrheiten im ziemlich zersplitterten 80-Sitze-Stadtrat werden in Zukunft das große Thema sein. Hier wird sich Miriam Scherff als Kommunikatorin, als Führungskraft mit verbindenden Fähigkeiten beweisen müssen. Einer ganz selbstverständlichen (und von vielen erwarteten) Zusammenarbeit von SPD und CDU erteilte der christdemokratische Parteichef Johannes Slawig jedenfalls schon am Stichwahl-Abend eine klare Absage.

Ich vermute, dass es in den kommenden Jahren von Thema zu Thema stets um die Frage nach den entscheidenden Abstimmungsverhältnissen geht. Und da zählt dann wirklich jede Stimme. Das wird für die „frische Kraft“, als die sich Miriam Scherff höchst erfolgreich in Szene gesetzt hat, eine bedeutende Herausforderung sein. Immerhin hat sie mit ihrer SPD die stärkste Fraktion im Rücken. Andreas Mucke war das nicht vergönnt. Und auch Uwe Schneidewind stand nach dem Zerwürfnis von Grünen und CDU im Regen – ohne Rückenwind.

Dieser Rückenwind hat in Wuppertal – schon seit der Bundestagswahl – die Farbe Rot. Die SPD muss deswegen unter Beweis stellen, dass auch sie als Partei eine „frische Kraft“ sein kann. Das wird sehr interessant. Der schwerst angeschlagenen CDU muss dagegen schnellstens etwas à la Neuanfang einfallen. Aber mit wem? Und durch wen? Noch nie wurde in Wuppertal eine Stichwahl so deutlich entschieden. Und noch nie, finde ich, war das, was danach kommt, so spannend wie jetzt.