Die Themenpalette ist breit – viel Erwartbares ist dabei: Stadtentwicklung, Mobilität, Bildung. Doch es gibt auch skurrile Momente, die in einer schrägen Stadt wie Wuppertal nicht fehlen dürfen.
Am vergangenen Sonntag beispielsweise versammelten sich zum ersten Mal alle elf (!) OB-Kandidatinnen- und Kandidaten im Schauspielhaus, dem zukünftigen Pina-Bausch-Zentrum, um über genau dieses und das Erbe der Ausnahmekünstlerin zu sprechen.
Einstiegsfrage: Welches Stück haben Sie zuletzt gesehen? Antwort: fünf von elf Herausforderern noch gar keines. Der ein oder andere war selbst peinlich berührt, als anschließend etwa über die internationale Strahlkraft von Pina Bausch philosophiert wurde – und er selbst als Wuppertaler zu den Aufführungen wahrscheinlich zu Fuß hätte gehen können, das aber noch nicht gemacht hat. Einige versuchten sich vor dem kulturfreundlichen Publikum zu rechtfertigen, doch Geschmäcker sind eben verschieden.
Apropos Geschmack: Da scheinen die Kandidaten durchaus unterschiedliche Wege zu gehen. Etwa als der FDP-Kandidat Marcel Hafke vorvergangene Woche in einer Diskussion im „Rex“-Kino „Marokkaner und Tunesier, die sich hier teilweise im rechtsfreien Raum bewegen“ herauspickte und für große Aufregung sorgte. Übrigens: Das „Rex“ leitet Mustafa El Mesaoudi, Sohn von marokkanischen Einwanderern ... Hafke erklärte schließlich, dass es „Probleme mit Leuten aus diesen Ländern“ gebe und es ihm letztendlich egal sei, welche Nationalität Kriminelle hätten.
Da kommunal ab dem Alter von 16 Jahren gewählt werden darf, stellen sich die Anwärter auf den Rathaus-Chefposten natürlich auch Diskussionsrunden in Schulen. Die sind ja selbst eines der Aufreger-Themen im Wahlkampf, weil bis 2030 vier davon fehlen. Doch das interessiert die jungen Leute eher wenig. In der Else-Lasker-Schüler-Gesamtschule Schule sind die Themen unter anderem ein Lachgasverbot (Scherff und Liste-Frinker dagegen, Hafke und Nocke dafür) und Palästina („Als OB in Wuppertal kann man da nicht viel machen“). Bei der Wahl unter den Schülern verpasste Scherff nur knapp die absolute Mehrheit, gefolgt von Hafke. Liste-Frinker bekam am wenigsten Stimmen.
Ist die Jugend nicht mehr grün? Dabei verteilte Dagmar Liste-Frinker am Sonntag am Wuppertaler Hauptbahnhof mit der Ex-Bundesvorsitzenden Ricarda Lang Eis gegen die Hitze – bei 22 Grad und grauem Himmel.
Und weil die meisten Wuppertaler Wahlveranstaltungen fernbleiben, kommen die Politikerinnen und Politiker eben zu ihnen: In den Sozialen Medien sind – zumindest nach Follower-Zahlen – Hafke und Scherff die Sieger. Nocke sorgt für Verwechslungen mit Günther Jauch – und ausgerechnet AfD-Mann Hartmut Beucker, dessen Partei sonst online omnipräsent ist, verzichtet ganz auf einen Account.
Wie all das ankommt, entscheiden wir Wählerinnen und Wähler auf dem Stimmzettel. Der Endspurt des Wahlkampfs beginnt jetzt – und es ist tatsächlich spannend wie schon lange nicht mehr.