Eines, das vor 125 Jahren, als das Viertel für die wachsende Anzahl an Arbeitern im Tal rasant hochgezogen wurde, vermutlich keiner erahnte. Das Auto war zwar schon erfunden, doch das eng bebaute Gebiet war frei davon.
Inzwischen kämpft der Bezirk wie kein anderer in der Stadt mit der Plage um Parkplätze. Wer wochentags nach Feierabend mit dem Pkw nach Hause fährt, dem könnte eine nervenaufreibende Angelegenheit blühen. Gibt es die einen, die alle Straßen entlangdüsen und auf ihr Glück hoffen, gehen die anderen es pragmatischer an und fahren direkt zu den Ausweichorten im Briller Viertel oder in Richtung Norden an der Hochstraße. Und die, die kein Auto haben, regen sich über die zugeparkten Straßenzüge auf, die so voll sind, dass man fast von Gassen sprechen könnte. Das begünstigt Falschparker, die die Stadt künftig auch nachts stichprobenartig kontrollieren will. Eine verzwickte Situation.
Das Problem wird nicht dadurch gelöst, dass man die Parkplätze streicht und hübsche Blumen und Bänke aufstellt. Entgegen manchen Behauptungen hat das aber auch keiner langfristig vor. Mit der Aktion bis zum 31. Juli will die Stadt lediglich auf ihre Suche nach Lösungen des Problems aufmerksam machen. Und ganz ehrlich: Würde sich dieser Chor an Kritikern finden, wenn etwa Bauarbeiten an einer Fassade die Fläche kurzzeitig belegen würden? Wohl kaum.
Zehn Parkplätze für sechs Wochen für die Initiative zu belegen, ist kein Skandal, sondern die Kritik daran ist lächerlich. Wer sich ernsthaft mit dem Thema auseinandersetzt, kommt zu einer verblüffenden, fast schon schönen Erkenntnis: Es ist genug Platz für alle da! Wuppertal hätte kein Parkproblem für Anwohner, wenn alle Flächen, die es gibt, endlich zugänglich wären. Zwar wäre der Parkplatz dann nicht mehr direkt vor der Haustür – worauf ohnehin niemand ein Anrecht hat –, aber eventuell nur einen kurzen Fußweg um die Ecke entfernt.
Auf dem Ölberg beispielsweise wären das die Lehrerparkplätze der dortigen Schulen. Oder ein anderes Beispiel: In Düsseldorf klappte es im vergangenen Sommer, Supermarkt-Parkplätze zur späten Stunde offen zu lassen. Aber man muss auch gar nicht bis an den Rhein schauen: Am Platz der Republik im Bezirk Ostersbaum öffnet die Firma Storch ihren Parkplatz abends und nachts für die Anwohner. Frühmorgens müssen die dann allerdings weggefahren sein – und offenbar funktioniert das. Schon seit Jahren übrigens.
Es gibt in stark von Parkplatzsuchenden frequentierten Gegenden sicher viele Stellflächen von Firmen, Supermärkten oder Behörden, die später am Abend und/oder nachts auf diese Weise genutzt werden könnten.
Der Wuppertaler Verkehrsplaner Jürgen Gerlach hat herausgefunden, dass sogar so viele Abstellorte in Hülle und Fülle in den Städten vorhanden sind, dass die Straßen komplett von Autos befreit werden könnten. Wenn das so wäre, würde niemand mehr über Sitzbänke auf zehn Parkplätzen in einem der schönsten Viertel der Stadt diskutieren. Sondern sich dazu setzen – und für einen Moment genießen, dass das Auto bereits auf einem Parkplatz steht.