Gäste der Politischen Runde waren zwei Frauen und zwei Männer, die sich für die zurzeit vier stärksten Fraktionen im Stadtrat um das Amt der Oberbürgermeisterin beziehungsweise des Oberbürgermeisters bewerben: Miriam Scherff von der SPD, Dagmar Liste-Frinker von den Grünen, Matthias Nocke für die CDU sowie Marcel Hafke von der FDP.
Die vielen Gäste, deren Zahl auch dann noch beachtlich hoch liegt, wenn man die jeweils „Partei-eigene“ Unterstützung abzieht, erlebten zu den Themen Bildung, Arbeit, Sicherheit und Stadtentwicklung vier durchaus unterschiedliche Menschen, vier unterschiedliche Temperamente – auch durchaus unterschiedliche Schwerpunkte. Miriam Scherff mit viel engagiertem Blick auf (Kindergarten-)Kinder und Jugendliche, Matthias Nocke mit großer Gelassenheit seine langjährige Verwaltungserfahrung ausstrahlend, Dagmar Liste-Frinker umweltorientiert inklusive SUV-Kritik sowie Marcel Hafke zugespitzt bis zu mancher Verkürzung, kampflustig, den „Politikwechsel“ auf der Agenda.
Das „Applausometer“ schlug in unterschiedliche Richtungen aus. Kraftvolle Forderungen bewirkten viel Beifall. Aber auch viel Widerspruch. Das Publikum hatte seine liebe Not mit dem immer und wieder genannten Personalmangel – doch dämmerte so langsam dessen tatsächliches Existieren. Und seine Folgen. Woher er eigentlich kommt, dieser Personalmangel? Sich das zu fragen, könnte schon Teil der Lösung des Problems sein.
Fest steht: Erlebt haben die Besucherinnen und Besucher, aus deren Reihen am Schluss – während des Publikumsteils – mit dem Thema Verkehrspolitik auch noch ein kräftiger Schuss Würze in den Abend gebracht wurde, eine Veranstaltung, die das Etikett demokratisch verdient. Eine Diskussion im besten Sinn. Engagierte Rede und Gegenrede. Schlammschlacht? Fehlanzeige. Das verdient Applaus.
Trotz unterschiedlicher Positionen klang durch, dass wohl in Zukunft mehr auf Gemeinsamkeit und Etwas-zusammen-Schaffen geschaut werden muss, um Menschen zu überzeugen. Und die Stadt nach vorn zu bringen. Ob das in der kommenden Ratsperiode klappt? Ganz ehrlich: Ich glaube es erst, wenn ich es sehe. Viele weitere OB-Kandidatur-Abende werden stattfinden. An vielen Orten. Mit unterschiedlichen Teilnehmern. Neun Kandidaturen gibt es insgesamt. Das ist viel. Das ist demokratisch. Und birgt doch auch die Gefahr, dass sich die Demokraten dabei gegenseitig wichtige Stimmen „wegnehmen“.
Jedenfalls: Die VHS, die soeben vom Museum Industriekultur Wuppertal als „Ort mit Demokratiegeschichte“ ausgezeichnet wurde, hat sich live als genau solcher Ort präsentiert. Und das Publikum mit konkreten, konzentrierten Nachfragen als eines, das genau dort ideal hinpasst.
Das alles zusammen, finde ich, ist ein sehr gutes Zeichen für Wuppertal.