Schnell kommt man in solchen Umfeldern auf die Stadt zu sprechen. Auf das, was Wuppertal so vor der Brust hat, was Wuppertal braucht, wo die Wuppertaler Hasen im Pfeffer liegen.
Die BUGA und das Pina-Bausch-Zentrum stehen bei Diskussionen dieser Art gerne mal an oberster Stelle der abendlichen Tagesordnung. Und zwar im selbst erlebten Fall – glücklicherweise – nicht mit pauschalem Geschrei à la „Brauchen wir alles nicht!“, sondern mit klugen Kritikpunkten und sorgfältiger Abwägung.
An diesem Mittwochabend wurde mir wieder einmal klar, wie wichtig es ist, erstens in Ruhe miteinander zu diskutieren, einander zuzuhören – und zweitens, welche Bedeutung das „Tugenden-Paar“ Kommunikation und Mut hat.
Es gibt vieles, das beispielsweise in Sachen Bundesgartenschau oder Pina-Bausch-Zentrum detailreich diskutiert werden kann. Und in Ruhe diskutiert werden muss. Ob der bisher nur auf Zeichnungen zu sehende Vorbau am heutigen Schauspielhaus zu mächtig wirken könnte. Ob und wie sich die Bundesallee vor dem Neubau verändern muss beziehungsweise wird. Ob die BUGA-Hängebrücke in ihrer Wirkung eventuell überschätzt wird. Ob die BUGA-Hauptflächen zu weit draußen im Westen liegen, zu entfernt vom Kern der Stadt.
Auf der anderen Seite darf es aber auch nicht darum gehen, mit der großen „Ja“-Fahne vor der Brust einfach wild nach vorn zu stürmen. Das hätte nichts mit Mut und Weitsicht zu tun. Sondern nur mit Propaganda. Dass jedoch an der Notwendigkeit beider Großprojekte für die kraftvolle innere und nach außen wirkende Entwicklung dieser Stadt kein Weg vorbeiführt, daran kann – meiner Auffassung nach – kein Zweifel bestehen.
Das Selbstbewusstsein sowie das Selbstvertrauen einer Stadt, sprich: ihrer Menschen, lässt sich daran ablesen, was sie sich und ihrer Stadt zutrauen. Was sie glauben, das ihre Stadt (und damit sie als Menschen dieser Stadt) verdient haben. Kein kleingeistiges Knöttern im Eckchen hinterm Ofen, sondern weit offenes Denken in großen Dimensionen. Die Zeiten für solches Denken waren, so ehrlich muss man sein, nie besonders gut. Und sie sind nicht besser geworden.
Wo alle Debatten-Details fast automatisch nur noch in Social-Media-taugliche Schnipsel zerhäckselt werden, und jeder Sack Reis, der an irgendeiner Ecke umfällt, gleich den Untergang des Abendlandes (sowie darüber hinaus) bedeutet, braucht es eine breite Brust und langen Atem, wenn’s um Wichtiges geht, das noch in zeitlicher Ferne liegt.
Apropos langer Atem: Wer auch immer im September die OB-Wahl gewinnt, wird selbst eventuell die BUGA oder das Pina-Bausch-Zentrum gar nicht mehr im Amt erleben. Eine OB-Periode dauert fünf Jahre. Dann folgt erstmal das Thema Wiederwahl. Und von 2025 an in fünf Jahren werden weder die BUGA noch das Pina-Bausch-Zentrum schon gestartet sein.
Mein Fazit eines ganz normalen Alltagsabends mit ganz normalen und diskussionsfreudigen Menschen: Ich wünsche mir viel mehr solch gute, konzentrierte Gespräche zu den Wuppertaler Langfristthemen. Ich wünsche mir Mut zu mehr. Für diese Stadt. Für ihre Menschen.