Für den Wuppertaler CDU-Kreisvorsitzenden Dr. Johannes Slawig ist die Teillegalisierung eine fatale Fehlentscheidung. Auf der Webseite der Christdemokraten (cdu-wuppertal.de) teilte er in einer Meldung vom 25. März 2024 mit, dass „der regelmäßige Konsum vor allem bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen nicht ohne Folgen bleibe“. Cannabis habe „ein hohes Suchtpotenzial“. Vor allem „störe“ ihn, dass mit der Freigabe der Cannabis-Konsum verharmlost werde.
Ich kann die gesundheitlichen Sorgen verstehen: Drogen, egal in welcher Form, gehören nicht in die Hände von Minderjährigen. Und in jedem Alter ist ein verantwortungsvoller Umgang mit legalen Drogen wichtig. Was ich aber nicht verstehen kann, ist, der Gedanke, dass Cannabis-Konsum verharmlost wird. An dieser Stelle fehlt mir der Aufschrei zum Thema Alkoholkonsum. Meiner Meinung nach wird der nicht nur verharmlost, sondern auch extrem beworben und glorifiziert dargestellt. Für mich sind Bier, Wein & Co. ebenso Drogen wie Marihuana.
Kürzlich bekam ich eine Einladung zu einem Pressetermin. Mit Sektempfang um 10 Uhr morgens. Stellen Sie sich das mal vor: Ein „Bubatz“-Empfang (Bubatz ist ein anderes Wort für Joint), zu dem Vertreterinnen und Vertreter der Wuppertaler Medien eingeladen werden – inklusive Joints. Das würde sicher als skandalös empfunden.
Hier weitere Beispiele für Situationen, in denen (Hoch-)Prozentiges in flüssiger Form okay ist: Sekt mit Tante Erna, Whisky- und Wein-Tastings gelten als Events für Genießer, kleine Flachmänner stehen im Supermarkt oft direkt an der Kasse, und im Beisein der Kleinen wird auf Festen Bier & Co. konsumiert. Reklame für Spirituosen ist nicht unüblich – und drängt sich auch schon Kinderaugen auf.
Ja, ja – ich höre die Zwischenrufe: „Aber bei all dem geht es doch nicht darum, sich zu besaufen und besinnungslos zu sein“. Und das ist das Ding: Darum geht es den Vereinsgründern des „Wubatz“-Klubs und ihren Mitgliedern auch nicht. Es geht um die Verkostung der verschiedenen Sorten und um Genuss. Sie bauen Bio-Cannabis an, setzen sich professionell mit der Zucht der Pflanzen auseinander, arbeiten seit der Gründung mit der Drogenberatung Wuppertal zusammen und kämpfen für Aufklärung. Und vor allem: Im Gegensatz zum Alkohol, bekommt man das „Wubatz“-Gras nicht mal eben im Supermarkt oder im Café.
Selbstverständlich versetzt der Konsum von Marihuana in einen Rausch. Aber das tut Alkohol auch. Ich möchte an dieser Stelle kein Plädoyer gegen Alkohol und eines für Cannabis halten. Beides sind Drogen – und ein verantwortungsvoller Umgang ist in Bezug auf beide Rauschmittel wichtig. Ich wundere mich nur darüber, wieso Menschen die Teillegalisierung einer Droge für den Untergang unserer Gesellschaft halten, während die andere Droge, die komplett legal ist und jederzeit, egal in welchen Mengen, verfügbar ist, nicht infrage gestellt wird.
Ich finde: Wer A(lkohol) sagt, muss auch B(ubatz) sagen. Genauer: Wer ein Cannabis-Verbot haben will, sollte sich auch für ein Alkoholverbot einsetzen.