Die erste Ernte Cannabis-Verein „Wubatz“: Bio-Gras aus dem Tal

Wuppertal · Zwei Jahre hat es von der Gründung bis zur Abgabe gedauert: Der Cannabis-Verein „Wubatz“ hat seine erste Gras-Ernte legal an Mitglieder ausgegeben. Die Rundschau war dabei, stellte fest: „Mal eben was abholen“ ist nicht drin. Ohne Vorbestellung, Buchung, Abholuhrzeit und ohne doppelte Kontrolle läuft hier nichts.

Lucas van Laak probiert die Sorte ‚Cannalope Haze‘ aus.

Foto: mivi

Ein Samstag im Elberfelder Süden. Bratwürstchen auf dem Grill, lila Luftballons schmücken den Eingangsbereich, eine Spendenbox für das Bergische Kinderhospiz steht auf einem Tisch. Rund 30 Menschen haben sich versammelt, später werden es mehr. Die Alterspanne reicht von 25 bis 70 Jahren. Sie unterhalten sich.

Wir bekommen Fetzen mit: „Ich habe ‚Cannalope’ bestellt. Das schmeckt nach fruchtig-süßer Melone und hat eine dezent blumige Nuance. Und du?“ Der Gesprächspartner: „Ich probiere ‚Super Cherry Buff’. Soll intensiv nach Kirsche schmecken, mit einer erdigen Note.“ Wer nicht weiß, worauf die Gruppe wartet, könnte an ein Wein- oder Whisky-Tasting denken. Um Genuss geht es auch hier – jedoch ohne Alkohol. Es geht um Cannabis.

Eine Verkostung vor Ort ist strengstens untersagt – und das Marihuana bekommen nur Vereinsmitglieder. „Wir haben strenge Auflagen, an die halten wir uns. Einfach vorbeischauen und eben Gras kaufen ist nicht möglich“, sagt Vereinsgründungsmitglied Sebastian Brebeck. Er und weitere acht Gründungsmitglieder haben über zwei Jahre Arbeit und rund 150.000 Euro in den Aufbau des Vereins, die Anbauhalle, das Equipment und vieles mehr investiert (die Rundschau berichtete), bis es jetzt zur ersten legalen Gras-Abgabe kommen konnte.

Wer in den Genuss der „Wubatz“-Ernte kommen möchte, muss zunächst Vereinsmitglied sein, eine Aufnahmegebühr (150 Euro) und monatlich einen Vereinsbeitrag (25 Euro) zahlen. Die Installation der für „Social-Clubs“ entwickelten App „Cannanas“ ist erforderlich. Über die werden die angebotenen Gras-Sorten bestellt. Nur möglich, wenn man vorher ein Guthaben eingezahlt hat. „Alles ist transparent, wird ordentlich verbucht. Bargeld nehmen wir nicht an. Wir erzielen auch keine Einnahmen. Jede Sorte hat ihren eigenen, kalkulierten Preis, der deckt die Produktionskosten“, so Brebeck.

Einfach zur Abgabestelle fahren und sich Gras holen, kann man dann aber immer noch nicht. Per App werden Termine freigeschaltet, die man buchen kann. „Es dürfen sich nur drei Leute gleichzeitig in der Abgabestelle aufhalten und ihre Bestellung holen. Bevor die vorverpackten Tüten ausgegeben werden, kontrollieren wir den Personal- und den Mitgliedsausweis. Auch wenn wir Leute schon persönlich kennen, machen wir das bei jeder Abholung erneut“, erklärt Vorstandsmitglied Tobi, der heute für die Abgabe zuständig ist.

Einer der ersten Abholenden ist Lucas van Laak. „Ich bin von Anfang an Mitglied. Der Vorstand hat uns jeden seiner Schritte mitgeteilt. Hier weiß ich, dass ich Bio-Qualität bekomme, und bin froh, dass Cannabis endlich entkriminalisiert ist“, sagt er. Sebastian Brebeck von „Wubatz“ ergänzt: „Cannabis war schon immer da. Ob legal oder illegal. Der entscheidende Punkt bei der Legalisierung ist aber, dass die Menschen, die es konsumieren, vernünftige Bezugsquellen bekommen, wo es sauber und geprüft ist.“