Urgestein, Sympathieträger, Original, unverwechselbarer Charakterkopf - auf Paul Decker traf das alles zu. Und er war für diese Stadt noch viel mehr - nämlich die Identifikationsfigur schlechthin. Wer unter den 3.000 beseelten Zuschauern beim Abschiedskonzert der „Striekspöen“ im August 2023 auf dem Laurentiusplatz war, der wird mir zustimmen: Mehr Wuppertaler Wir-Gefühl, als es Paul an diesem denkwürdigen Abend heraufbeschworen hat, habe ich davor und danach nicht erlebt.
Der Rückzug der Kult-Band, deren Kopf und am Ende einziges verbliebenes Gründungsmitglied er war, wurde damals schon durch seine angeschlagene Gesundheit erzwungen. Im kleineren Rahmen machte Paul aber weiter, so gut es ging, und stand selbst am Tag vor seinem Tod noch schlagfertig, humorvoll, herzlich und musikalisch großartig auf der Bühne.
Abschiedskonzert der Striekspöen
So wie schon in den 90er-Jahren, als Paul und die „Striekspöen“ bei einer Beach-Party der Rundschau an der Rosenau einen sensationellen Auftritt auf einem Floß mit dem damals neuen Song „Oh Donnerkiel, in der Wupper schwimmt ein Krokodil“ hinlegten und für Ausnahmezustand an der Rosenau sorgten.
Der Striekspöen-Abschied – Teil 2
Ich selbst durfte bei meinen gelegentlichen satirischen Lesungen öfter mit Paul auf der Bühne stehen und – fast noch schöner – zwischendurch backstage mit ihm über Gott, die Welt und unser Wuppertal plaudern. Ich in „normal“ und er unnachahmlich in Mundart. Das war mindestens so bereichernd wie seiner Musik zuzuhören. Den karnevalstauglichen Hymnen, mit denen er als Kölner in der Domstadt wahrscheinlich Millionär geworden wäre, genauso wie echt ans Herz gehenden Stücken.
Von Letzteren spielte er besonders gerne seine Reminiszenz an den 1964 bei einem Fugzeugabsturz gestorbenen amerikanischen Opern- und Bluessäner Kenneth Spencer, der in Wuppertal heimisch geworden war. Pauls Abschiedsworte für ihn: „Eck hoff, et geit deck gott, wo du getz bess / Kenneth, in ongerem Hätz bess du am Leven / nu der ess dot, der oh vergeten ess.“
Diese Zeilen gelten jetzt auch für Paul selbst - denn vergessen werden, er sein Lehnchen und viele schöne Stunden in Wuppertal garantiert nie ...