„Ich lass‘ mich überraschen“, sagt die 39-Jährige, die zum ersten Mal Heiligabend nicht im Tal bei ihrer Familie verbringt. Doch die Chance, die Weihnachtspredigt des neuen Papstes Leo XIV. zu besuchen, will sie sich nicht entgehen lassen. Ermöglicht wird ihr „diese Ehre“ durch ein vierwöchiges Freiwilligenprogramm der Römischen Kurie, an dem sie seit vergangenem Sonntag als derzeit einzige Deutsche teilnimmt.
In einem Team mit 70 internationalen Freiwilligen unterstützt Wischnewski die Sicherheitsbehörden, die an manchen Besuchertagen über 90.000 Pilger im kleinsten Staat der Welt erwarten. „Es sind unglaublich riesige Menschenmassen, die den Vatikan aktuell besuchen“, sagt die Wuppertalerin, die an einem Infostand Touristen Auskunft gibt oder die Besucher als Ordnerin durch das Gelände lenkt.
Stefanie Wischnewskis Weihnachtsbotschaft an alle Wuppertaler: „Weihnachten feiern wir die Geburt Jesu als Fest der Hoffnung auf eine bessere Welt. Nach dem Vorbild Jesu sollten wir uns mehr auf das Miteinander als auf das Gegeneinander konzentrieren. Jeder kleine Funke kann ein großes Feuer entfachen.“
Foto: WischnewskiIn etwa 30 Minuten lässt sich der Stadtstaat innerhalb Roms durchqueren. Bis zum Ende des Heiligen Jahres am 6. Januar könnte der Weg allerdings etwas länger dauern. So viele Touristen hat es noch nie zum Petersdom mit dem Petersplatz, in die Vatikanischen Museen und den Apostolischen Palast gezogen. Die vorläufige Bilanz beläuft sich auf 32 Millionen zusätzliche Besucher, wie der Vatikan am vergangenen Dienstag veröffentlichte.
Wischnewksi hat viel zu tun und findet trotzdem Momente der Ruhe. Etwa am Grab des verstorbenen Papstes Franziskus in der Kirche Santa Maria Maggiore. „Dort hatte ich einen Augenblick für mich“, sagt sie. Das alte Oberhaupt der katholischen Kirche wird mit dem neuen derweil häufig verglichen. Franziskus sei viel zugewandter aufgetreten, sagt Wischnewksi, die ihn bei einer Reise in Panama 2019 am Weltjugendtag getroffen hat.
Leo sei hingegen ruhiger und bescheidener, er wolle keinen großen Personenkult. Bei der Generalaudienz am vergangenen Mittwoch sieht sie ihn zum ersten Mal. „Er ist im ‚Papamobil‘ an mir vorbeigefahren und sprach danach zu den Menschen auf dem Petersplatz, dass das menschliche Herz ohne Hoffnung nicht leben könne“, erzählt Wischnewksi – ein ergreifender Moment für sie.
Die gebürtige Wuppertalerin wächst in einem katholischen Dorf im Münsterland auf, engagiert sich früh in der Kirche und studiert Theologie und Politik an der Universität Münster. Zurück in Wuppertal arbeitet sie ehrenamtlich als Kommunionhelferin und Lektorin, ihre kirchliche Heimat ist die älteste katholische Gemeinde von Barmen, St. Antonius. Bis sie Anfang Januar wieder im Tal aufkreuzt, macht sie fleißig Werbung für ihre Heimatstadt. „Einige Italiener kennen sogar die Schwebebahn“, schwärmt sie.
Doch jetzt erst einmal Weihnachten: Die für Wischnewksi „schönste Zeit des Jahres“ steht bei ihr ganz unter dem Motto des Heiligen Jahres „Pilger der Hoffnung“. Der Aufenthalt habe sie in ihrem Glauben bekräftigt.