Briefe von Leserinnen und Lesern „Eine Fahrradstraße wird diese Situation verschärfen“

Wuppertal · Betr.: Dauerbaustelle Ludgerweg in Vohwinkel

Symbolbild.

Foto: Rundschau

Der Ludgerweg in Vohwinkel hat in den letzten Jahren schon sehr viel erlebt. Er wurde ein Teil der Nordbahntrasse für den Fahrradverkehr von Solingen nach Wuppertal. Ein neues Wohngebiet mit über 150 Wohneinheiten wurde in wenigen Jahren erbaut. Der gesamte Bauverkehr mit vielen LKW-Transporten quetschte sich durch den Ludgerweg. Anschließend erfolgte noch eine Kanalsanierung, die statt einem Jahr nun fast zwei Jahre andauert.

Viele Einschränkungen hinsichtlich der Durchfahrt (Ampel an der Baustelle, Baustellenverkehr etc.) waren für die Anwohner immer wieder sehr belastend. Aufgrund des neuen Wohngebietes und der Fahrradtrasse stieg die Verkehrsbelastung für den Ludgerweg immer stärker an. Eine neue Zufahrt, die eigentlich absolut notwendig gewesen wäre, hat die Stadt Wuppertal leider nicht gebaut.

Als ob die Belastung für die Anwohner nicht schon genug gewesen wäre, hat sich die Stadt Wuppertal nun ein neues Planungskonzept überlegt. Dieses wurde am Dienstag, 3. Juni, in der Kirche St. Ludger vorgestellt. Dabei soll der untere Teil des Ludgerweges (von der Kirche bis zum Waldstück / Fahrradtrasse) komplett in eine Fahrradstraße umgestaltet werden. Im Kern werden dann die Radfahrer Vorfahrt haben, können auch nebeneinander fahren, die Stellplätze in der Straße werden wechselseitig (zweifach) mit Pflanzkübel angeordnet und die Fahrbahn erhält neue Markierungen, insbesondere für den Radverkehr.

Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass viele Anwohner nichts gegen Radfahrer haben und generell nicht gegen eine Fahrradstraße sind. Jedoch wird sich die Situation im Ludgerweg dadurch für keinen Verkehrsteilnehmer verbessern. Bei dieser Planung wird der viele Kraftfahrzeugverkehr in keiner Weise entsprechend berücksichtigt. Beim Info-Abend wurden Zahlen hinsichtlich der Verkehrszählung vorgelegt, die in keinster Weise der Wirklichkeit entsprechen und einen ratlos macht.

An einem Novembertag wurden morgens früh in etwa zwei Stunden lediglich 40 Autos und 13 Radfahrer gezählt. Aufgrund des großen Wohngebietes (Hunderte von PKWs) finden jeden Tag mit Sicherheit über tausend Durchfahrten in diesem Teilstück statt. Zurzeit sind alle genervt: Die Fußgänger von den Radfahrern, die Radfahrer von den Autofahrern und die Autofahrer von den Radfahrern. Es gibt auf beiden Seiten schwarze Schafe, die sich nicht an Regeln halten und andere beleidigen oder anschreien.

Eine Fahrradstraße wird diese Situation nur noch weiter verschärfen, da sie die Massen an Autos in keinster Weise berücksichtigt. Es wird nur noch mehr Stau, brenzlige Situationen und genervte Verkehrsteilnehmer geben. Soll dies wirklich das Ziel dieser Maßnahme sein? Einen Fahrradweg an der Vohwinkeler Straße wäre eine Lösung, leider ist dort dann Straßen.NRW zuständig und nicht mehr die Stadt Wuppertal. Wieso kann nicht trotzdem zusammengearbeitet werden und eine Lösung gefunden werden?

Nächste Woche Mittwoch wird auf einer Sitzung beschlossen werden, ob die Planung umgesetzt werden soll. Ich hoffe nicht. Ich bin für Radfahrer, für Trassen in Wuppertal und für mehr Verkehrsberuhigung in der Stadt. Aber dann müssen alle Bedingungen passen, dies ist im Ludgerweg nicht gegeben. Ich lebe jetzt seit über 14 Jahre im Ludgerweg und ich habe alle Veränderungen erlebt. Aus der ruhigen Wohnstraße wurde nun eine Anwohnerstraße, bei der man manchmal lange warten muss, bis man die Straßenseite wechseln kann.

Eine neue lange Bauphase, weniger Stellplätze für die Anwohner (Gesamtmenge aller Plätze in dem Teilstück) und noch mehr Staus und Wartezeiten haben die Anwohner im Ludgerweg nicht verdient. Die Lösung meiner Meinung nach wäre der Bau einer neuen Zufahrt (zum Beispiel zum Westring), um endlich den Verkehr im Ludgerweg zu entlasten. Warum muss es diese Fahrradstraße sein? Geht es um Fördergelder? Im Grunde genommen ist die bestehende Situation wie die Planung: Wechselseitige Stellplätze, Tempo 30 und Radfahrer können nicht überholt werden (zu eng). Warum so viel Geld dann in ein ähnliches Konzept stecken, was zu keiner Verbesserung sondern einer Verschlechterung führt?

Ich würde mir wünschen, dass diese Gründe bei der Beschlusssitzung berücksichtigt werden und es keine Fahrradstraße geben wird. Das Geld sollte stattdessen in neue Fahrradwege in der Stadt Wuppertal fließen, hier wäre noch sehr viel Pozential, insbesondere im innerstädtischen Bereich.

Boris Paul

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