Übermäßig viel die Rede war auch nicht mehr von ihm, der vor gar nicht allzu langer Zeit mit großem Aufgebot gestartet war. Von den Stücken, die er nach Wuppertal mitgebracht und hier aufgeführt hat, wird in Wuppertal in der kommenden Spielzeit keines mehr zu sehen sein.
Nach wie vor lässt sich – angesichts des allerseits verabredeten Stillschweigens – über die „wahren“ Gründe der Trennung nur spekulieren. Ein paar Zwischentöne lassen allerdings vermuten, dass es (mindestens) zwischen Charmatz und Bausch-Sohn Salomon Bausch, der auch die „Pina Bausch Foundation“ leitet, der alle Rechte an allen Stücken gehören, nicht funktioniert hat. Mindestens.
In Sachen Intendanz-Nachfolge ließ Kulturdezernent Matthias Nocke verlauten, man suche nicht. Noch nicht. Alle Fragen rund um die zukünftige künstlerische Leitung des Tanztheaters würden nach der ersten Premiere im dann neuen Pina-Bausch-Zentrum beantwortet. Bis dahin dauert es noch. Wahrscheinlich, von heute an gerechnet, etwa sieben Jahre. Bis dahin kann unendlich viel passieren. Zum Beispiel eine Antwort darauf gefunden werden, ob es vielleicht sogar eine gemeinsame künstlerische Leitung fürs Wuppertaler Tanztheater und das Pina-Bausch-Zentrum geben wird, geben kann.
Apropos „geben können“: Kann es eines schönen Tages neue Nicht-Pina-Bausch-Stücke geben, die ins Repertoire des Tanztheaters aufgenommen werden? So eine Frage bei der Pressekonferenz. Tanztheater-Geschäftsführer Daniel Siekhaus: „Boris Charmatz war ein solcher Versuch, der jetzt geendet ist. Für die Zukunft denken wir intensiv darüber nach, wann wir wieder etwas Neues wagen können.
Die Pina-Bausch-Werke, es gibt über 40, nannte er einen „existenziellen Bestandteil des Repertoires“. In Wuppertal zu erleben sein werden „Café Müller/Das Frühlingsopfer“ schon im Oktober, das ewig nicht mehr gespielte Portugal-Stück „Masurca Fogo“ im Januar 2026 sowie danach bis zum Sommer „Vollmond“, nochmals Kontakthof – Echoes of `78“ plus „Kontakthof“ selbst – und „Nelken“ sowie „Sweet Mambo“.
Da ist – bis auf „Masurca Fogo“ und im Dezember endlich wieder (!)„Underground“ mit Stücken von Ensemble-Mitgliedern – nicht so viel Neues dabei, wie ich gehofft hatte. Das wunderschöne „Wie das Moos auf dem Stein“ wird neu einstudiert – für drei Tage im Mai in Taipeh. Glückliches Taiwan!
Übrigens, weil’s ja stets um Zuschauerzahlen geht: In Wuppertal und bei seinen Gastspielen in aller Welt sind die Vorstellungen des Tanztheaters annähernd immer ausverkauft. Ganz ehrlich: Ich glaube fest ans Pina-Bausch-Zentrum – und mache ich mir trotzdem so meine Sorgen. Um das Tanztheater gar nicht.