Viele Leserbriefe zu den Bänken auf dem Parkstreifen an der Kaiserstraße in Vohwinkel. Eine Art Volksaufstand wegen des Wegfalls von in Worten zwei (!) Parkplätzen in der Südstadt. Und anhaltende Debatte über den Sinn oder Unsinn der temporären Sitzgelegenheiten, die am Ölberg Parkplätze blockierten.
Das ist zeitlich vielleicht ein bisschen dem Zufall geschuldet, sagt aber auch etwas aus über die Gemütslage in vielen Wuppertaler Stadtteilen: Verkehrspolitik – und dazu gehört bekanntlich die Frage, wo die Menschen ihre Autos lassen sollen – ist eines der heißesten lokalpolitischen Eisen. Und damit auch ein Thema ersten Ranges (wenn nicht das entscheidende) im Kommunalwahlkampf, der ernsthaft Fahrt aufnimmt.
Die Diskussionen an den drei genannten Stellen machen deutlich: Auf den Straßen stehen sich die Auto-Fraktion und die Anhänger einer Verkehrswende ziemlich unversöhnlich gegenüber. Es dürfte also ausgesprochen spannend werden, welche Antworten die Parteien in diesem Richtungsstreit finden.
Die Grünen haben dabei in ihrem Wahlprogramm mit dem Ziel, auf eine autofreie Innenstadt hinzuarbeiten und dafür Straßenparkplätze abzubauen, einen markanten Pflock eingeschlagen. Ob so eine klare Positionierung an der Wahlurne honoriert wird, muss sich zeigen.
Ältere Semester erinnern sich vielleicht noch an die Erregung um die flächendeckende Einführung von den Individualverkehr ausbremsenden Buskaps, die 1999 an einer massiven Protestwelle scheiterte. Damals war die CDU Motor der Gegenbewegung, ähnlich wie heute wieder auf dem Ölberg.
Zwischen diesen beiden Extremen einen mehrheitsfähigen Weg für eine Verkehrspolitik mit Augenmaß und Mut zu finden, dürfte eine echte Herkulesaufgabe für den neuen Stadtrat werden. Und eine ganz schön harte Nuss bei Koalitionsverhandlungen – zwischen welchen Parteien auch immer ...