Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Zugtoiletten-Geschichte(n)
Wuppertal · Schon wieder ein Brüller, den man sich nicht ausdenken kann: Seit Freitag läuft im Nürnberger Museum der Deutschen Bahn eine neue Sonderausstellung. Sie beschäftigt sich mit der Geschichte der Zugtoilette und trägt den großartigen Titel „Unter Druck“ ...
Nun habe ich beim Thema Zugtoiletten bisher weniger an Geschichte als an schlimme Geschichten gedacht. Wer zum Beispiel Anfang der 90er Jahre das in diesem Fall nicht ganz so stille Örtchen in einem randvoll mit ebenso randvollen WSV-Fans besetzten Sonderzug der Deutschen Bahn auf dem Weg zum Auswärtsspiel besucht hat, geht wahrscheinlich bis heute einmal wöchentlich zur Trauma-Therapie. Und unabhängig vom Wandel der Toilettentechnik erzählen die Zug-Aborte ja bis heute zuverlässig davon, dass es für Stehpinkler enorm schwierig ist, in unvermittelt schwankenden Waggons Präzisionsarbeit beim Urinieren zu leisten.
Ältere Fahrgäste werden sich übrigens noch daran erinnern, dass es bis Ende der 1980er-Jahre in Zügen nur Plumpsklos gab, die sämtliche Befüllungen unmittelbar aufs Gleisbett abließen. Da muss man sich heute natürlich nicht wundern, dass der Zustand vieler deutscher Bahnstrecken so beschissen ist.
Wegen dieser Entsorgungstechnik durfte man die Klos seinerzeit theoretisch auf Brücken und in Bahnhöfen nicht benutzen, was sich passend zum Ausstellungsthema „Unter Druck“ praktisch schon mal anders darstellte. Nach der Einführung geschlossener Toilettensysteme in Zügen haben dann übrigens in Elberfeld Tauben erfolgreich die Aufgabe übernommen, den Bahnhof vollzukacken.
Falls sie nach diesen einleitenden Anmerkungen noch größere Lust bekommen haben, die Ausstellung „Unter Druck“ zu besuchen, dürfen Sie sich auf acht unterschiedliche Themenbereiche freuen, in denen laut Homepage des Museums auch mal „Der Blick über den Toilettenrand“ geworfen wird. Dort habe ich in Zügen zwar bisher noch nie sonderlich Schönes gesehen, aber dafür ist der Eintritt mit 9 Euro auch vergleichsweise günstig. Man kann alternativ für 18 Euro eine Familienkarte kaufen und dann bis zu vier sicher sehr dankbare Kinder auf die tolle Entdeckungsreise durch die weite Welt des mobilen Untersichlassens im Wandel der Zeiten mitnehmen. Dafür gibt es eigens ein Mitmachheft für die ganze Familie, das im Zeichen des Waggon-WCs generationsübergreifenden Spielspaß verspricht.
Wer den Kötteln noch eine besondere Freude machen möchte, meldet sie beim Ferienkurs für Kinder von 5 bis 10 Jahren an. Das Thema: „Basteln mit Toilettenpapier“. Er ist Teil des umfangreichen Begleitprogramms, das laut Vorankündigung „einen Einblick in den Facettenreichtum des Ausstellungsthemas“ geben soll. Über den Facettenreichtum des Themas Zugtoilette habe ich zugegebenermaßen bisher viel zu wenig nachgedacht. Dabei reicht die Spannweite vermutlich von Durchfall bis Stuhlverhalt.
Besonders ans Herz legen möchte uns das Bahn-Museum auch noch Folgendes: „Zum Welttoilettentag wird in Kooperation mit regionalen und überregionalen Partnern ein buntes Programm rund um die Toilette geboten.“ Ich persönlich weiß jetzt nicht ganz genau, was ich mir unter einem bunten Programm rund um die Toilette mit regionalen Partnern vorstellen soll. Möglicherweise tritt der Nürnberger Meister im Kunstfurzen auf oder es werden die berühmten einheimischen Rostbratwürstchen augenzwinkernd in einer Kloschüssel serviert. Verraten wird auf der Homepage darüber noch nichts.
Fest steht aber, dass es im Zuge der Sonderausstellung am 23. Juli ein „Toiletten-Quiz“ mit dem in Nürnberg offensichtlich weltbekannten Quizmaster Big Kev Murphy geben soll. Ich vermute, er wird dabei auf jeden Fall auch die vor dem Eintritt in Zugtoiletten immer schon alles entscheidende Frage stellen: „Komme ich da lebend wieder raus?“
Bis die Tage!