Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Hurra, die Post ist da!

Wuppertal · Ich werde sehr häufig gefragt, wie ich eigentlich auf die ganzen lustigen Sachen komme, über die ich hier immer schreibe. Tatsächlich komme ich aber gar nicht auf diese Sachen, sondern sie kommen zu mir. Diese Woche zum Beispiel in Form einer Pressemitteilung der Deutschen Post.

Briefkästen – ebenfalls eine aussterbende Spezies.

Briefkästen – ebenfalls eine aussterbende Spezies.

Foto: Sven Dichte

Ältere Leser werden sich noch an die Deutsche Post erinnern, weil sie uns früher täglich die Briefe nach Hause gebracht hat. Das nannte man Zustellung. Heute stellt die Post im Wesentlichen nur noch Straßen mit von Subunternehmern aus Transnistrien oder Transsilvanien betriebenen Paketfahrzeugen zu, um Waren zu liefern, von denen Online-Shopper in der Regel gut 120 Prozent wieder zurückschicken.

Briefe hingegen werden montags gar nicht mehr und an den anderen Tagen eher selten zugestellt, weil die Politik die Post so erfolgreich privatisiert und in die DHL Group verwandelt hat, dass selbige es jetzt aus wirtschaftlichen Gründen besser findet, statt Sendungen Dividenden zu verteilen. Damit die höher ausfallen, wird gerade an einer Novellierung des Postgesetzes gearbeitet. Um Kosten zu sparen, soll die Post künftig langsamer werden dürfen und 95 Prozent der Briefe erst nach drei Werktagen zugestellt haben müssen. Nach meinen Erfahrungen wäre das aber eigentlich eine Beschleunigung.

Deshalb passt es auch sehr gut, dass die eingangs erwähnte Pressemitteilung über eine Projektwoche in einer Wuppertaler Kindertagesstätte informierte, die von der DHL Group unterstützt wurde und unter folgendem lebensnahen Motto stand: „Hurra, die Post ist da!“ Das denken auch wir Erwachsenen schließlich alle, wenn ausnahmsweise tatsächlich mal etwas im Briefkasten liegt. Laut einer Post-Sprecherin soll den Kindern auf diese Weise ein spielerischer Zugang zum Thema Logistik vermittelt werden.

Dazu wurde in der Kita ein Funktionsbereich rund um das Thema Post eingerichtet, der laut Pressemitteilung unter anderem mehrere Briefkästen, eine Filiale, einen Paketshop, eine Scanner-Station und – (Achtung!) – eine echte Schreibmaschine enthielt, die von den Kindern ausprobiert werden konnte. Damit hätten wir endlich einen Erklärungsansatz dafür, warum die Post sehr lange braucht, um Beschwerden zu beantworten ...

Höhepunkt des Projekt-Tages, so schließt die Pressemitteilung, sei der Besuch einer Postzustellerin gewesen, die mit ihrem Postauto vorbeikam. Das ist bei uns zu Hause ähnlich, auch wenn es nicht oft passiert. Allerdings diente ihr Erscheinen in diesem Fall nicht dazu, Briefe einzuwerfen, sondern welche abzuholen, die von den Kindern vorher gebastelt oder geschrieben und mit Briefmarken beklebt wurden. Die Kinder seien begeistert gewesen, als die Dame vorfuhr und die Sendungen „sorgfältig entgegennahm“. Ob die Briefe auch angekommen sind, ist allerdings nicht bekannt ...

Bis die Tage!

P.S.: Herzlichen Dank an die vielen Leser, die mir auf meinen kleinen Hilferuf in der vorigen Woche hin Tipps zum Erwerb von Spielzeug-Müllmännern für unseren Enkel gegeben haben. Wie die meisten Entsorgungs-Fragen in Wuppertal hat die AWG aber auch dieses Problem mit zwei Fachkräften im Miniaturformat sofort unbürokratisch gelöst ...

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