Nach Toreschluss – die Wochenendsatire Gesundheitsunwesen

Ich habe mir fest vorgenommen, auf keinen Fall diesen Witz zu machen: Der WSV hat Max Schmeling von TuS Bövinghausen verpflichtet und damit jetzt hoffentlich mehr Durchschlagskraft im Sturm. Denn erstens ist der Mann Linksverteidiger und zweitens gilt ja immer noch der alte Grundsatz: „No jokes with names!“

Technik, die begeistert – oder auch nicht ...

Technik, die begeistert – oder auch nicht ...

Foto: ABDA

Da ist es ja ganz praktisch, dass mir zum Namen „E-Rezept“ gar kein Witz einfällt. Selbiges wurde ja soeben eingeführt, auf dass wir neuerdings ja sehr knapp gewordene Medikamente jetzt per digitalem Workflow nicht bekommen. Inzwischen ist ja alles „E“: Wir fahren E-Autos und E-Bikes, rauchen E-Zigaretten, lesen Bücher im E-Reader und fallen über E-Scooter auf Wuppertaler Bürgersteigen. Im Prinzip haben wir auch schon E-Krankenkassen, wobei das „E“ hier für „enorm teuer“ steht.

Meine hat mir gerade geschrieben, dass sie gar nicht anders konnte, als auch dieses Jahr wieder den Beitrag zu erhöhen, weil die Kosten im Gesundheitsunwesen so furchtbar gestiegen sind. Diese Information ist etwas verstörend, weil man ja im Prinzip erstmal einen Termin bei einem Facharzt bekommen müsste, um überhaupt Kosten zu verursachen. Ich persönlich kenne aber kaum jemanden, dem das gelingt.

Erfahrene Facharztpraxen und Medizinische Versorgungsverhinderungszentren erkennen Kassenpatienten heute schon an der Rufnummer und leiten sie in Warteschleifen, an deren Ende niemand sitzt. Sollte das System versagen, bekommt man Terminvorschläge mit Zeithorizonten, in deren Verlauf sich die zum Anruf führende Krankheit entweder verflüchtigt hat oder man an ihr gestorben ist.

Vielleicht kommt man aber stattdessen auch ins Krankenhaus, in dem sich nicht vorhandenes Pflegepersonal redlich Mühe gibt, das Fehlen von Ärzten zu entschuldigen, die gerade noch in Walpukistan oder Hippenindien rekrutiert werden müssen. Für die daraus resultierenden Unannehmlichkeiten haben die meisten Krankenhäuser inzwischen ein Beschwerdemanagement, in dem mehr Kräfte arbeiten als in der Pflege. Deshalb steigen auch die Krankenhaustagessätze weiter – da wird doch der Hund in der Bettpfanne verrückt!

Neulich habe ich in so einem Krankenhaus einen Freund besucht, der vier Tage lang immer ein anderes Essen als das bekam, das die Schwester per E-Bestellsystem für ihn geordert hatte. Das gibt viel Hoffnung, wenn die Diagnosen im Zuge der E-Patientenakte demnächst auch digital hin- und hergeschickt werden. Ich sehe schon vor mir, wie sich der Stationsarzt des Krankenhauses per Video aus dem Homeoffice auf den Bildschirm in Zimmer 116 schaltet und Richtung Bett ruft: „Hallo Herr Kottenströter, das mit ihren Unterleibsschmerzen kriegen wir in den Griff.“ - „Aber ich bin doch Frau Kottenströter ...“ – „Ach, ich hatte mich sowieso schon gewundert, wieso sie eine entzündete Gebärmutter haben ...“

Für so ein prima System zahlt man gerne ein bisschen mehr und dann auch noch bei jedem verschriebenen Medikament aus unerfindlichen Gründen etwas dazu. Genau wie bei der Physiotherapie und beim Zahnarzt, der einem zum Kassentarif höchstens noch den beim Patienten vorher gerade gezogenen kariösen Stumpf als Ersatzteil mit Uhu in den Kiefer klebt.

Wer lieber richtigen Zahnersatz möchte, bekommt keine Behandlung, sondern zunächst einen Heil- und Kostenplan, wobei die Betonung auf Kosten liegt, die man selber tragen muss, weil die Krankenkassenbeiträge dafür natürlich nicht reichen. Jetzt weiß ich auch, woher das Wort „Kauleiste“ kommt. Die Zähne dafür muss man sich nämlich leisten können ...

Es wird also höchste Zeit, dass jemand eine Versicherung gegen steigende Krankenversicherungsbeiträge erfindet. Die wird es aber nicht geben, Versicherungsmathematiker haben ausgerechnet, dass der Versicherungsfall einfach zu oft eintreten würde.

Bis die Tage!

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