Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Dat is doch unmöööchlich!

Wuppertal · Wuppertaler regen sich bekanntlich gerne und sehr schnell über alles auf und bringen ihr Unverständnis vorzugsweise durch einen meiner absoluten Lieblingssätze zum Ausdruck. Er lautet: „Dat is doch unmöööchlich!“

 Roderich Trapp.

Roderich Trapp.

Foto: Wuppertaler Rundschau/Max Höllwarth

Von zentraler Bedeutung ist dabei, dass die Betonung auf dem „ö“ liegt und selbiges wiederum in die Länge gezogen wird, um die Empööörung lautlich angemessen kulminieren zu lassen. Passend dazu hallt sie mit dem „-lich“ im Auslaut noch dauerhaft nach und unterstreicht so besonders wirkungsvoll die Nichtswürdigkeit des kommentierten Sachverhalts.

Im direkten Vergleich fällt die hochdeutsche Version „unmöglich“ dagegen deutlich ab. Hier wird die Erregungskurve durch das harte „g“ quasi abgehackt und im Keim erstickt, während der Wuppertaler durch seine klangliche Säuernisausdehnung viel länger etwas von seinem Ärger hat.

„Dat is doch unmöööchlich!“ habe ich dieser Tage recht häufig im Hinblick auf die Wuppertaler Stadtverwaltung gehört, die zwei Wochen in Winterpause gegangen ist, damit im Rathaus nicht geheizt werden muss. Bei 15 Grad an Silvester dürfte sich die Energie-Einsparung allerdings umgekehrt proportional zur in dieser Zeit liegen gebliebenen Arbeit verhalten. Wobei es genau genommen ja egal ist, ob wegen des Personalmangels gar nicht vorhandene Sachbearbeiter zu Hause oder im Rathaus keine Anträge bearbeiten.

Das gilt im Prinzip auch für das Straßenverkehrsamt, wo ja jetzt halb Wuppertal seine alten grauen Lappen gegen moderne Führerscheine im Scheckkartenformat eintauschen muss. Ob man dafür keine Termine bekommt, weil das Online-System nur bei Vollmond um kurz nach Mitternacht für 20 Sekunden welche anbietet oder weil das Amt gar nicht erst geöffnet hat, ist im Prinzip dasselbe. Bei Letzterem muss man sich aber wenigstens nicht den Vorwurf machen, die Chance verschlafen zu haben.

„Dat is doch unmöööchlich mitte Führerscheine!“, schimpft der Wuppertaler in der festen Überzeugung, unmittelbar nach Fristablauf bei der ersten Polizeikontrolle inhaftiert zu werden, wenn er seine nicht mehr gültige Fahrerlaubnis vorzeigt. Ich rate hier zu Gelassenheit. Marco Reus ist schließlich jahrelang ganz ohne Führerschein gefahren und hatte dabei auch keine Probleme ...

Ich weiß nicht ganz genau, ob es eine größere Schnittmenge zwischen aktiven „Dat is doch unmöööchlich!“-Benutzern und Veganern gibt. Wenn ja, dann werden sich die Betroffenen möglicherweise ereifern, weil Witze über Veganer stark im Kommen sind. Jedenfalls werden mir gerade pausenlos welche auf Instagram eingespielt. Also sowas wie: „Warum trinken Veganer kein Leitungswasser? - Weil es aus dem Hahn kommt.“ Oder: „Wie nennt man eine Demonstration von Veganern? - Gemüseauflauf.“ Oder: „Veganer kriegen keine Kinder. Sie bekommen Sprösslinge.“

Vorgetragen werden diese Flachwitze in kleinen Filmchen von einem Herrn, der sie zwei weiteren Typen erzählt, die mit einem Mund voll Wasser auf die Pointe warten und dann sich beömmelnd losprusten. „Dat is doch unmöööchlich. Wer denkt sich denn sowat aus?“, werden Sie sich jetzt eventuell fragen. Weiß ich auch nicht.

Hauptsache, es handelt sich nicht um Beschäftigte der Stadtverwaltung, die in der Winterpause Langeweile hatten ...

Bis die Tage!

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