Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Der 40-Euro-Döner

Wuppertal · Irgendwann muss man ja auch mal Urlaub machen. Zu diesem Behufe begab ich mich jüngst nebst Gattin und Freunden nach Südostasien. Weil die Radwegverbindungen dorthin aktuell noch suboptimal sind, mussten wir für An- und Abreise leider auf Flugzeuge setzen. Auf dem Rückweg machte das einen Umstieg am Flughafen in Istanbul erforderlich. Selbigen hatten wir schon auf dem Hinweg bewundert.

Schön (teuer) – der Flughafen Istanbul.

Foto: IGA

Es handelt sich dabei nämlich um den größten in Europa, dessen Duty-Free-Bereich Sie sich vorstellen müssen wie die Düsseldorfer Königsallee in dreimal so lang mit Dach drüber. Die einzigen Einrichtungen, wo es nichts von Prada, Gucci, Bulgari oder Armani gibt, sind die Toiletten. Nicht ganz so prachtvoll war allerdings die Umstiegszeit, die sich die hier heimische Fluglinie Turkish Airlines für uns ausgedacht hatte. Zwischen Landung von Flug Nummer eins und Boarding des Anschlussflugs lag nämlich nur genau eine Stunde.

Das ist tendenziell wenig, wenn man nicht nur ganz hinten in der Maschine sitzt und erst als Zweihundertachtzigster aussteigen kann, sondern dann auch noch rund zwei Kilometer Strecke zwischen Terminal F und dem Abflug-Gate am Terminal D überwinden muss. Diese Entfernung enspricht etwa der Distanz zwischen dem Robert-Daum-Platz und dem Landgericht.

Roderich Trapp.

Foto: Wuppertaler Rundschau/Max Höllwarth

Einziger Unterschied: In Wuppertal liegt auf dieser Strecke nicht noch die erneute Handgepäck-Kontrolle für Transfer-Passagiere, deren Klamotten eigentlich schon vorher besser durchleuchtet worden sind als jeder Mitarbeiter des Bundesnachrichtendienstes. Vor dieser Kontrollstation wartete in Istanbul eine internationale Menschenschlange, wie man sie sonst nur vor Öffnung der Eingangstore für den Innenraum beim Taylor-Swift-Konzert sieht.

Mangels „Fast Lane“ für eilige Passagiere oder irgendwelcher anderweitiger Unterstützung verbrachten wir hier 25 Minuten, anschließend hätte nicht einmal Usain Bolt noch unseren Flieger gekriegt. Der letzte verbliebene Mitarbeiter am soeben geschlossenen Gate, der gemessen an der Kundenorientierung seine Ausbildung in einem nordkoreanischen Internierungslager absolviert haben dürfte, verwies uns an den Schalter der Fluggesellschaft.

Dort teilte man uns einen neuen Flug nach Düsseldorf zu, der bereits acht Stunden später nach Düsseldorf abheben sollte. Als kleine Entschädigung für die von der Airline selbstverständlich nicht zu verantwortende Unannehmlichkeit müssten wir immerhin die 367 Euro pro Person für die neuen Tickets nicht bezahlen, Essens- oder Getränkegutscheine zur Verköstigung während der kurzen Wartezeit seien aber nun wirklich nicht drin.

Als wir den nächstgelegenen Imbiss ansteuerten, wussten wir auch, warum. Ein 150-Gramm-Döner – immerhin mit Reis – kostete knapp 40 Euro. Dagegen war der Big Mac mit für 27 Euro fast noch ein Schnäppchen, zumal es sogar Pommes dazu gab. Und sich die Situation schöntrinken war auch etwas schwierig – bei 15 Euro für eine 0,33-Liter-Flasche des einheimischen Efes-Pils, das ausweislich dieser Bepreisung aus vergoldetem Gerstenmalz gebraut sein muss.

So hatten wir zwar nichts zu essen, aber ich wenigstens etwas zu schreiben. Auf der deutschsprachigen Homepage der türkischen Zeitung Hürriyet fand ich während der Wartezeit übrigens einen Artikel, in dem es um die internationale Kritik an den Wucherpreisen am Flughafen Istanbul ging. Darin wird die zuständige Flughafengesellschaft mit folgendem großartigen Satz zitiert: Die Preisgestaltung sei das Ergebnis sorgfältiger Analysen und solle die Bedürfnisse aller Passagiere erfüllen.

Mir ist gar nicht aufgefallen, dass an diesem Flughafen offensichtlich mehrheitlich Ölscheichs und Oligarchen verkehren ...

Bis die Tage!