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Roderich Trapp, Kolumne Nach Toreschluss; Mutation im Bad, Wuppertal

Nach Toreschluss - die Wochenendsatire : Mutation im Bad

Unsere Waage zu Hause im Badezimmer hat traditionell selten gute Nachrichten für mich. Seit ich gestern eher zufällig mal bewusst auf das dezente Schild mit dem Herstellernamen geschaut habe, ist mir auch klar, warum: Das Teil ist allen Ernstes von der Firma „Korona“. Offensichtlich eine Mutation des gleichnamigen Virus mit geändertem Anfangsbuchstaben, die ebenfalls ständig bedenkliche Zahlen liefert.

Man sieht nicht nur daran, wie Corona unser Leben bis in den hintersten Zipfel durchdringt. Das merkt man auch am Fernsehen. Da geht es jeden Abend in den Nachrichten erstmal um Corona. Danach kommt ein Brennpunkt Spezial zum Thema „Corona – so meistert Deutschland die Krise“,  gefolgt von der Sonderausgabe „Hart, aber unfair“ unter dem Titel „Die Corona-Krise – werden wir sie meistern?“ Anschließend bespricht Annebritt Willner in  ihrer Talkrunde die Frage: „Wann meistert Deutschland die Corona-Krise?“, ehe investigative Journalisten in Hintergrundmagazinen aufdecken, warum Deutschland die Corona-Krise ganz bestimmt demnächst doch noch nicht meistern wird.

Im Ergebnis führt das dazu, dass man sich am Donnerstag tatsächlich auf die Wiederholung der schlechtesten Traumschiff-Folge aller Zeiten gefreut hat. Der Ernst der Lage lässt sich aber sogar in den Privatsendern ablesen. RTL hat Donnerstag kurzfristig die „Quarantäne WG“ der TV-Dinosaurier Jauch und Gottschalk aus dem Programm geschmissen und stattdessen eine Folge von „Der Lehrer“ ausgestrahlt, die den Quoten-Tagessieg beim jungen Publikum holte. Bis vor wenigen Wochen hätte man sich nicht vorstellen können, dass Schule so vermisst wird ...

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Apropos vermissen: Friseure haben ja auch zu, weshalb es bei einem Teil der männlichen Bevölkerung demnächst auf dem Kappes aussehen könnte wie bei Boris Johnson. So lange aber nur obendrauf und nicht wie bei dem blonden Wirrkopf (der Begriff könnte eigens für ihn erfunden worden sein)  untendrunter alles durcheinander ist, macht das nicht so viel. Ich selbst war zum Glück nicht allzulange vor dem Shutdown bei meinem Figaro, so dass ich noch begrenzte Zeit ohne Haarband auf die Tastatur gucken kann.

Sollte sich das ändern, hat sich meine Frau bereits angeboten, zur Schere zu greifen. Wo jetzt alle vor häuslicher Gewalt warnen, weiß ich aber nicht, ob ich das annehme, und verabschiede mich mit dem Gruß, der „Auf Wiedersehen“ bis auf weiteres abgelöst hat ...

Bleiben Sie gesund!