Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Schluss mit lustig?
Wuppertal · Der besondere Wuppertaler Sinn für Humor bewährt sich speziell in Krisenzeiten. Erst Freitag sagte jemand zu mir, an Corona wäre nicht alles schlecht. Der Virus hätte immerhin dafür gesorgt, dass Cristiano Ronaldo in Quarantäne sitzt. Und eine Pressemitteilung der „börse“ begann diese Woche mit dem launigen Hinweis auf den 90er-Jahre-Hit „The Rhythm of the Night“ der Band „Corona“.
Selbige kam übrigens - wie nicht anders zu erwarten - aus Italien. Ihr Chart-Erfolg bestand textlich aus den epochalen Zeilen „This is the rythm of my life, the night, oh yeah, The rythm of the night“, von denen ihr Dichter offensichtlich so begeistert war, dass er keine weiteren herstellte, sondern lieber diese ungefähr 25 Mal wiederholte. Damit war der Song ähnlich nervtötend wie die Corona-Epidemie. Die gleichnamige Band war übrigens sehr kurzlebig, was vielleicht ein gutes Omen im Hinblick auf den Virus ist ...
Sie sehen: Schluss mit lustig ist also noch lange nicht. Trotzdem stellen sich jetzt natürlich viele Wuppertaler die Frage: Hat ein Leben ohne einschlägige Stadtfeste, bei denen man zu Musik, die man immer schon mal nicht hören wollte, überteuerte Bratwürste essen und sich von Betrunkenen anrempeln lassen kann, überhaupt noch einen Sinn? Und über was soll ich bloß moppern, wenn der WSV gar nicht mehr spielt? Was machen wir denn nur am Wochenende, wenn uns die Kanzlerin von Sozialkontakten abrät? Computerspiel-Nerds werden auf Letzteres mit der Gegenfrage antworten: „Was genau sind eigentlich diese Sozialkontakte?“ Alle anderen Menschen könnten zum Beispiel die neue Fußball-Variante Geisterspiel im Fernsehen gucken. Das erste lief schon am Mittwoch und war sogar im doppelten Sinn ein Geisterspiel, weil Borussia Dortmund in Paris so gruselig kickte.
Apropos gruseilg: Gerade flattert mir die Allgemeinverfügung der Stadt auf den Tisch, nach der jetzt quasi gar nichts mehr stattfinden darf. Das gilt aber erst ab Montag. Ich nehme daher an, dass Corona gewerkschaftlich organisiert ist und am Wochenende frei hat. Man lässt uns übrigens auch wissen, dass Besuchskontakte in Altenheimen nur noch sehr selten oder gar nicht mehr stattfinden sollen. Da kenne ich ja einige Leute, die sich gar nicht groß umstellen müssen ...
Wie soll man sich in dieser tristen Situation jetzt noch trösten? Am besten mit dem Hinweis darauf, dass der inoffizielle Wuppertaler Stadtslogan so zutreffend ist wie noch nie. Den kennen Sie doch bestimmt. Er lautet: „Woanders ist auch scheiße ...“
Bis die Tage!