Wuppertaler Familie wandert aus „Wir lassen uns überraschen“

Wuppertal · Wir sind dann mal weg: Familie Gutseel aus Sonnborn hat Haus und Auto verkauft und geht geht mit drei Kindern auf Weltreise. Für unbestimmte Zeit ...

Auf dem Absprung: die Gutseels packen die Koffer für ein großes Abenteuer.

Auf dem Absprung: die Gutseels packen die Koffer für ein großes Abenteuer.

Foto: Simone Bahrmann

Nein, die fünf Koffer sind noch nicht gepackt. Aber für die Rundschau-Fotografin holt Daniel Gutseel sie schon mal vom Dachboden. Schön leicht sind sie, weil noch leer. In ein paar Wochen wird das anders sein. „Dann ist da unser ganzes Leben drin“, erklärt seine Frau Sarah. Am 29. November starten die beiden mit ihren Söhnen Cajus (9), Jaron (7) und Levin (1,5) ihre Weltreise. Für mindestens ein paar Monate, vielleicht ein Jahr. Oder noch länger? „Wir lassen uns überraschen“, sagt Sarah.

Haus und Auto sind verkauft. Daniel, der bei den Wuppertaler Stadtwerken arbeitet, geht in Elternzeit. Sarah hat ihren Job als Amtsapothekerin bei der Stadt Wuppertal gekündigt. Demnächst folgt die Abmeldung aus Deutschland. „Dann haben wir zwei Wochen, um das Land zu verlassen.“ Erster Stopp: ein paar Tage in Dubai. Anschließend geht es für mehrere Wochen auf die thailändische Insel Koh Samui. Und danach? Lombok in Indonesien, Australien, Neuseeland und Hawaii stehen zum Beispiel auf der Liste. „Wir wollen nicht zu viel im Voraus planen“, sagt Daniel.

Nach und nach werden die Möbel und sonstiges Inventar aus dem Doppelhaus in Sonnborn verkauft. Nur ein kleiner Teil des Hausstandes wird eingelagert bis zur Rückkehr – wann immer die auch sein wird. „Man merkt aber auch einfach, dass man viel zu viel hat, gerade bei der Kleidung“, erklärt Daniel. Drei kurze Hosen, zwei Shorts, neun T-Shirts und Unterwäsche wird er zum Beispiel für sich einpacken. „Mehr brauche ich nicht.“ Wobei er zugibt, dass die Gutseels auch immer da sein werden, wo die Sonne scheint.

Seit ein paar Monaten wissen Familie und Freunde von dem Vorhaben. „Viele haben uns gesagt, ,Boah, seid ihr mutig‘“, erzählen die Bald-Globetrotter, die selbst noch gar nicht so viel Erfahrung mit Fernreisen haben.

Doch die Idee reifte lange. „Eigentlich schon, als wir 2018 den Kaufvertrag für unser Haus unterschrieben haben“, erinnern sich Sarah und Daniel. Vielleicht, weil es etwas fast Endgültiges hatte, vermuten sie. „Für immer an einem Ort.“ Spätestens während Corona verfestigte sich dann der Entschluss. „Irgendwie hat uns das wachgerüttelt. Die Zeit im Lockdown, mit Arbeit und den Kindern zu Hause“, so Daniel. „Wir haben unsere Lebensumstände hinterfragt und festgestellt: So wollen wir das nicht mehr.“ Einfach mal abschalten, das sei ein Ziel. Der Erlös aus dem Hausverkauf mache das natürlich leichter.

Die Kinder hätten es zunächst „gemischt“ aufgenommen, als sie von der Weltreise erfuhren, räumen die Eltern ein. Cajus, der Älteste, war schon ein bisschen traurig. Vor allem die Freunde werde er vermissen, erzählt der Neunjährige. Doch mittlerweile findet er die Aussicht, über Monate auf Reisen zu sein „richtig cool“. Wie sein jüngerer Bruder büffelt er schon fleißig Englisch. Zusätzlich privat zum Fremdsprachen-Unterricht in der Schule. „Das macht richtig Spaß.“

Apropos Schule: Das sei natürlich ein wichtiges Thema, so Daniel. „Es gilt ja die Schulpflicht.“ Allerdings nicht mehr, wenn man sich aus Deutschland abmelde. Wobei die beiden Großen natürlich auch unterwegs keinen Dauerurlaub haben werden. „Das wollen wir ja gar nicht.“ Auf Koh Samui werden Cajus und Jaron, wenn alles klappt, die Internationale Schule besuchen.

Und auch mit einer ähnlichen Einrichtung auf Lombok haben die Gutseels bereits Kontakt aufgenommen. „Vor allem werden unsere Jungs aber aus den Erfahrungen auf der Reise noch vieles lernen“, sind die Eltern überzeugt. Ob sie etwas an Deutschland vermissen werden? „Das werden wir ja erst unterwegs merken“, sagt Sarah und lacht.

Im nächsten Oktober wird Daniel übrigens 40. Das soll natürlich unterwegs gefeiert werden, am liebsten dann auch mit Besuch aus Deutschland. Familie und Freunde. Wo sie dann sein werden? „Keine Ahnung. Hauptsache irgendwo am Strand. Mit Sand zwischen unseren Zehen.“

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