Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Die neue Flugangst

Wuppertal · Wir bemühen uns ja alle, möglichst nicht mehr zu fliegen. Im Gegensatz zu Hansi Flick klappt das bei uns eigentlich ganz gut. Manchmal muss man aber doch irgendwohin, wo es ohne Flugzeug nicht geht. Das ist bei mit demnächst der Fall, sodass ich mich jetzt wieder einmal mit den einschlägigen technischen Vorbereitungen dafür beschäftigen musste.

Roderich Trapp.

Roderich Trapp.

Foto: Wuppertaler Rundschau/Max Höllwarth

Die sind ja inzwischen dadurch geprägt, dass man sich als Fluggast weitgehend selbst verwalten muss, weil die Airlines kein Personal mehr haben, das sich um einen kümmern könnte. Oder kein Geld ausgeben wollen, um selbiges zu bezahlen. Deshalb bahnt man sich zunächst im Buchungsprozess den Weg durch einen Tarifdschungel, in dem sich selbst Tarzan hoffnungslos verirrt hätte.

Da gibt es welche mit und ohne Gepäck, Essen, Haustiere, verspäteten Zug zum Flug und gegen Aufpreis wahrscheinlich sogar Stornierungsmöglichkeit noch nach der Ankunft. Demnächst dürfte der erste Basic-Tarif erfunden werden, bei dem man selbst gar nicht mehr mitfliegt. Der wird dann relativ teuer, weil man damit ja das lästige Schlangestehen vor der Sicherheitskontrolle spart.

Hat man gebucht, muss man einen Online-Check-In machen und sich seine Bordkarte selbst erstellen. Sonst zahlt man Zusatzgebühren, die den Flugpreis gerne nicht unerheblich übersteigen. Zu diesem Zweck begibt man sich im Internet auf die Homepage der Fluggesellschaft und startet einen Vorgang, der zwar bei jeder Airline anders funktioniert, aber bei allen gerne nicht reibungslos klappt.

Ich scheiterte diesmal nach der Reservierung eines der wenigen kostenfrei verfügbaren Plätze mit auf kleinwüchsige Sechsjährige ausgerichteter Beinfreiheit am letzten Check-In-Schritt, bei dem die Bordkarten generiert werden sollten. Statt mir die auszuspucken, sprang die Seite nach quälend langer Anzeige sich drehender Zahnräder immer wieder auf den Schritt davor zurück. Ich vergewisserte mich noch einmal, dass ich auch ordnungsgemäß das Häkchen gesetzt hatte, mit dem man bestätigt, die 86-seitigen Allgemeinen Geschäftsbedingungen ohne Durchlesen zur Kenntnis genommen zu haben.

Und dachte gleichzeitig, dass an dieser Stelle auch ein Link nützlich wäre, mit dem man sein Testament einfügen kann, falls die Software im Flieger ähnlich gut funktioniert wie die auf der Homepage. Aber auch im zehnten Anlauf ging es einfach nicht.

Also wählte ich die Nummer des zuständigen Callcenters, in dem mir eine Dame riet, es in einer Stunde oder morgen nochmal zu versuchen oder einen Screenshot der Fehlermeldung zu machen, die es allerdings gar nicht gab. Damit könne man zum Schalter gehen und müsse dann ganz bestimmt wahrscheinlich ziemlich sicher keine Extra-Gebühr zahlen und einen Sitzplatz bekäme ich dann voraussichtlich sogar auch. Der Begriff Flugangst bekommt so eine ganz neue Bedeutung.

Eine Stunde später und morgen klappte es aber auch nicht. Ich rief wieder im Callcenter an, wo mir eine andere Dame riet, es in einer Stunde oder morgen nochmal zu versuchen oder einen Screenshot der Fehlermeldung zu machen. Im Anschluss bot mir ein Roboter an, das Telefonat zu bewerten. „Wie fanden Sie die Beratung auf einer Skala von eins bis fünf, wobei eins am schlechtesten ist?“, lautete seine Frage. Seitdem suche ich an der Tastatur meines Telefons den Knopf mit der minus eins ...

Bis die Tage!

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