Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Wer macht denn sowas?

Wuppertal · Wer macht denn sowas? Diese Frage müssen wir uns in unserer verrückten Welt immer öfter stellen. Zum Beispiel neulich, als irgendein Birnemann (oder eine Birnefrau oder diverse Birnen, da muss man ja heutzutage sehr genau formulieren) den Jubiläumsbrunnen auf dem Neumarkt beschmiert hat.

 Roderich Trapp.

Roderich Trapp.

Foto: Wuppertaler Rundschau/Max Höllwarth

In weiß wurde großflächig irgendetwas auf den Sockel gesprayt, bei dem es um eine Mischung aus phönizischer Keilschrift und mangelhaften Ergebnissen des Kunstunterrichts in Klasse 5 handeln könnte. Der berühmte UFO-Forscher Erich von Däniken hätte es vielleicht für eine Botschaft von Außerirdischen gehalten, die übersetzt bedeutet: „Ihr Erdlinge müsst eure Innenstadt mal aufräumen.“ Tatsächlich aber waren hier wohl keine Aliens, sondern schlicht Doofköppe am Werk.

Wer diese Aktion aber schon sinnlos findet, sollte sich mal folgende Geschichte anhören: Anfang Juli schrieb uns ein Leser aus Beyenburg an, weil ihm Wunderliches passiert war: Er hatte sich nämlich zur letzten Ruhestätte seiner Eltern auf dem Norrenberger Friedhof begeben und dort feststellen müssen, dass der Grabstein verschwunden ist. Recherchen ergaben, dass nur genau dieser Stein entwendet wurde, während alle anderen Gräber unangetastet waren. Wer macht denn sowas? Das fragt man sich auch deshalb, weil der Stein mit den Namen der Verstorbenen beschriftet und damit schwerlich anderweitig verwendbar wäre.

Nun sind Grabsteine meiner Erfahrung nach ja vor allem eines: ziemlich schwer. Selbst leichtere Exemplare wiegen locker 200 Kilo. Sich so einen Oschi im Stile eines Ladendiebs in die Manteltasche zu stecken, würde höchstens Rübezahl gelingen, der aber selbst am Norrenberg im hintersten Heckinghausen noch nie gesichtet wurde. Im Prinzip braucht man also mindestens zwei Personen mit vielen Muckis und noch mehr Stroh im Kopf, um sowas zu bewerkstelligen.

Nachdem wir den Such-Aufruf des Lesers in der Rundschau veröffentlicht hatten, meldete sich tatsächlich jemand, der den Stein entdeckt hatte. Er liege unterhalb der Wupperbrücke an der Kornmühle mit deutlich lesbaren Namen drauf im Fluss. Er habe schon vor einer Woche die Stadt darüber informiert, aber es sei bisher nichts passiert. Vermutlich mussten die Behörden erst recherchieren, ob der Verein „Neue Ufer“ nach Lucky Lachs und Bobby Biber hier einen weiteren Wupper-Störstein namens Teddy Tod installiert hat und die Sache insofern in Ordnung sei ...

Der Leser eilte sofort an den Ort des Geschehens und hatte Glück, weil in der Nähe zwei Angler in der Wupper standen, die ihm halfen, den tatsächlich unten im Flussbett liegenden Stein herauszufischen. Das dürfte etwas schwerer gewesen sein, als eine Bachforelle aus der Wupper zu holen, weshalb den Petrijüngern Dank gebührt. Petrijünger passt in diesem Fall übrigens ganz besonders, gut, weil Petra (Genitiv: Petri) auf Lateinisch ja Stein bedeutet.

Möglicherweise muss für diese Entführungs-Aktion analog zum Kidnapping das Wort Steinnapping erfunden werden. Wobei der Sinn der ganzen Sache auch bei intensivstem Nachdenken rätselhaft bleibt. Meine Empfehlung für die Steinnapper: Statt sich mit Grabsteinen abzuschleppen, könnten sie auch die Rundschau austragen. Das ist erstens viel leichter, zweitens ordentlich bezahlt und drittens ausgesprochen sinnvoll. In Heckinghausen können wir auch gerade jemand gebrauchen. Ruft doch mal an – ihr kriegt sogar eine Handkarre für den Zeitungstransport!

Bis die Tage!

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