„Klimatrilogie“ im Wuppertaler Schauspiel Was tun wir der Welt an – und uns?

Wuppertal · „Eine irre Reise“ versprach das Schauspiel in der Vorankündigung von Thomas Köcks „Klimatrilogie“. Die Inszenierung von Jenke Nordalm im Theater am Engelsgarten hat Wort gehalten.

Ein blutiger und eindringlicher „Klimatrilogie“-Moment mit Silvia Munzón López.

Foto: Uwe Schinkel

Fast drei Stunden lang mit zwei Pausen dauert dieser Polit-Theater-Paukenschlag. Die Zeit vergeht wie im Flug. 500 Seiten dick ist der Text des 1986 geborenen österreichischen Dramatikers Thomas Köck, auf dem das alles beruht. Drei Geschichten (mindestens) erzählt er. Was Thomas Braus, Silvia Munzón López, Alexander Peiler, Lara Sienczak, Stefan Walz und Kevin Wilke auf der von Vesna Hiltmann optimal genutzten, detailreichen Bühne daraus machen, zieht in den Bann.

Zu bewältigen ist ein wahres Wortgebirge. Vom Zuschauerraum aus erlebt man eine nur scheinbar zusammenhanglose „Tour de Force“ durch Jahrhunderte. Schaut auf den Kautschuk-Boom im Amazonasdschungel als eine der ersten kolonialen Öko-Katastrophen, auf eine vom Pleitegeier bedrohte Autowerkstatt der Gegenwart und die dazu gehörende kaputte Familie, auf internationale Kriegsberichterstatter und ihre zynische Jagd nach dem optimalen Foto sowie auf zwei Wanderarbeiter aus China, die nach Italien kommen, um dort in der ausbeuterischen Modeindustrie verzweifelt unterzugehen.

Die Ebenen von Ort, Zeit und Inhalt fließen nahtlos ineinander. Das klingt verwirrend, ist es aber nicht. Stets ist verständlich, was mit wem geschieht. Dem optimal aufeinander eingespielten Ensemble gelingt es, ein Ganzes zu präsentieren. Dieses Ganze ist packend – jedoch ohne Hoffnung. Die Menschen zerstören die Welt und damit sich selbst. Sie wandern (aus) und sie flüchten. Aber sie kommen in kein Paradies. Besonders eindringlich dabei die bittere Geschichte des chinesischen Textilarbeiterpaares – und Silvia Munzón López, wenn sie sich in einer namenlosen Großstadt verliert. Mit blutigem Ende.

Der, der im Theater am Engelsgarten alles zusammenhält, heißt Stefan Walz. Mit seiner Körpergröße, Sprachpräsenz und der Fähigkeit, immer wieder andere Gesichter zu zeigen, ist er die Klammer dieses kaskadenhaften Spektakels namens „Klimatrilogie“. Walz ist es auch, der die beeindruckende Schlussszene liefert. Auf einen Punkt am Boden zeigt er – und sagt: „Hier ist die Welt zusammengenäht. Hier wird sie reißen.“ Gänsehaut!

Das Stück ist politisch, plakativ, galgenhumorig, kostümtechnisch stark. Und ja, es ist „eine irre Reise“.