Kommentar zur Wuppertaler Tafel Ehrenamtler-Bogen nicht überspannen

Wuppertal · So ein Satz bleibt lange hängen: „Viele Menschen aus dem Mittelstand wissen noch gar nicht, dass sie die Tafel-Kunden von morgen sind.“ Gesagt hat ihn Peter Vorsteher, Vorsitzender der Wuppertaler Tafel, im Wissen darum, was passieren wird, wenn die Energiepreis-Explosion im Herbst wirklich bei den Wuppertalern ankommt.

Die Führungsriege der Tafel (v.li.): Schriftführer Torsten Gröll, Beirats-Vorsitzender Jürgen Gadder, Bürgermeister Heiner Fragemann als sein Stellvertreter, der Tafel-Vorsitzende Peter Vorsteher und der zweite Vorsitzende Werner Gottschall.

Die Führungsriege der Tafel (v.li.): Schriftführer Torsten Gröll, Beirats-Vorsitzender Jürgen Gadder, Bürgermeister Heiner Fragemann als sein Stellvertreter, der Tafel-Vorsitzende Peter Vorsteher und der zweite Vorsitzende Werner Gottschall.

Foto: Wuppertaler Rundschau/rt

Was auf breiter Front steigende Preise mit Menschen machen, deren Monatsbudget auf Kante genäht ist, kann man schon jetzt an den Tafel-Zahlen ablesen. Im Januar hat das Tafelmobil an drei Standorten 3.796 Essen im Monat ausgegeben, im Juli waren es bereits 7.440. Beim „Mittagessen to go“ aus der Tafelkantine war der Sprung im gleichen Zeitraum von 2.127 auf 5.461 noch größer.

Deshalb ist es gut, dass es jetzt durch die Kooperation mit der Diakonie weitere Ausgabestellen in Elberfeld und Vohwinkel gibt. Nicht gut ist dagegen, dass damit das Pensum für den ehrenamtlichen Vorstand der Tafel noch größer wird. Zumal es immer schwieriger wird, die Lebensmittel für die Ausgabe zu akquirieren.

Rund 120 Arbeitsstunden leistet das neue Team, das die Tafel nach ihrer tiefgreifenden Krise wieder auf Kurs gebracht hat, pro Woche ab. Vorsteher und sein Stellvertreter Werner Gottschall bringen es dabei nach eigener Einschätzung locker auf eine (unbezahlte) Halbtagsstelle.

Kein Wunder – sie haben einen Apparat mit rund 60 in unterschiedlicher Form Beschäftigten und etwa 100 Ehrenamtlern zu steuern. Das ist die personelle Ausstattung eines mittelständischen Unternehmens – und bringt den Vorstand ans Limit. „Auf Dauer geht das über meine Kräfte“, gibt Vorsteher unumwunden zu.

Deshalb ist es für die (leider) dringender denn je benötigte Tafel, die hier ein klaffendes Loch im Sozialstaat schließt, quasi eine Existenzfrage, dass die Stadt die Kosten für die Einstellung eines hauptamtlichen Geschäftsführers übernimmt. Eine entsprechende Position ist im Haushaltsplan für 2022, der jetzt gerade politisch verhackstückt wird, vorgesehen. Sie muss da drin bleiben. Punkt!

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort