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Kommentar zur Energiespar-Diskussion​: Eine ziemlich späte Erkenntnis​

Kommentar zur Energiespar-Diskussion : Eine ziemlich späte Erkenntnis

Es ist ärgerlich, wirklich ärgerlich. Deutschland war Anfang der 2000er Jahre auf einem hervorragenden Weg, ein weltweiter Vorreiter in Sachen Erneuerbare Energien zu werden. Dann kamen die Bedenkenträgerinnen und Bedenkenträger.

Weiterhin massive Förderung der Solarenergie? Viel zu teuer! Der Windenergie? Verschandelt die Umwelt, große Abstände müssen her! Mein Vorschlag, Photovoltaikanlagen auf Neubauten gesetzlich vorzuschreiben, aber gleichzeitig massiv zu fördern, wurde meist belächelt.

Nun denn. Immerhin hat der Bundestag in dieser Woche zahlreiche Maßnahmen beschlossen. „Das ist nach Jahren des Stillstandes, der Verhinderung und Blockade ein historisches Aufbruchssignal für den Klimaschutz und den Industriestandort Deutschland“, freute sich die Bundestagsabgeordnete Anja Liebert (Grüne). In den nächsten acht Jahren steige der Anteil an erneuerbaren Strom auf 80 Prozent.

So können Bürger selbst produzierten Strom nutzen, Bürgerenergiegesellschaften sollen unterstützt und für die Windkraft genügend Flächen zur Verfügung gestellt werden. Für neue Wohngebäude gilt dann der Effizienzhaus-55-Standard. Die Sanierung alter Häuser wird gefördert.

Ja, das alles kostet richtig viel, keine Frage. Aber es ist sinnvoll – wie es schon vor über einem Jahrzehnt war. Es liegt in der Natur der Politik, aber auch der Menschen, dass es immer erst schlimmer kommen muss, bis gehandelt wird. Wer vor fünf Jahren gefordert hätte, das Projekt Nordstream 2 aus Klima- und politischen Gründen zu beenden, wäre unter Hinweis auf die steigenden Energiekosten bestenfalls ausgelacht worden.

  • Jürgen Hardt (CDU).
    CDU über steigende Preise : Hardt: Energiekosten-Explosion bremsen
  • Symbolbild.
    Energiepauschale : Senioren-Union: „Rentner gehen leer aus“
  • Von li.: Olga Zimpfer (Abteilungsleitung Arbeitsmarkt
    Wichtiges Angebot : Lindh bei Stromspar-Check der Caritas

Übrigens: Mitmachen ist gar nicht so schwierig. Zumindest für die, die es sich leisten können (was es umso unsinniger macht, die Energiepauschale auch an Gutverdiener auszuzahlen und nicht nur – dafür umso höher – an die, die sie bitter nötig haben). Die Erneuerbare-Energien-Angebote etwa der Wuppertaler Stadtwerke schneiden in bundesweiten Tests durchaus gut ab. Und wer sich schon einmal beispielsweise von der Bergischen Bürgerenergiegenossenschaft (BBEG) zum Thema Solarsteckermodule hat beraten lassen, wird ganz sicher nicht enttäuscht.

Es gibt viele Wege, Energie zu sparen. Die Notwendigkeit, dass das gut und machbar ist, ist nun bei allen angekommen. Wenn auch mit komplett unnötiger Verspätung.