Kommentar zur Stadtgestaltung Brauchen wir ein Amt für Alltägliches?

Wuppertal · In der aktuelle Rundschau-Ausgabe finden Sie einige „große“ Themen: den Solar Decathlon an der Utopiastadt, Wuppertals Klimaneutralität bis 2035, die BUGA. Wichtige Visionen, die zeigen, dass die Stadt nach vorne schaut. Aber es gibt auch die andere Seite.

 Das verrostete Geländer am Hardtufer.

Das verrostete Geländer am Hardtufer.

Foto: Ralf Geisendörfer

Die, bei der man das Gefühl hat, die Stadt sollte mal „nur“ vor ihre Füße schauen. Ein Beispiel: Die ewig schon maroden Geländer, die am Hardtufer entlang der Hünefeldstraße zwischen Arbeitsagentur und Landgericht vor sich hinrosten, und da, wo es sie schon nicht mehr gibt, durch hässliche Absperrgitter ersetzt wurden. Ein traumhafter Anblick ...

Aufmerksam darauf gemacht und Fotos geliefert hat Ralf Geisendörfer – früher CDU, jetzt Freie Wähler. Der gilt als „penetrant“, hat aber mit diesem Etikett kein Problem. Und was die Geländer, die übrigens eigentlich sehr schön sind, betrifft, liegt er richtig. Dass es immer noch nicht gelungen ist, hier ernsthaft und flächendeckend zu sanieren, ist traurig.

Es ist aber kein „großes“ Thema. Kein Thema, mit dem man Aufmerksamkeit bekommt, mit dem man Leserbriefschlachten anzetteln kann, und schon gar keins, mit dem man Wahlen gewinnen könnte.

Trotzdem sind diese Themen wichtig, denn sie haben etwas mit täglichem Anblick und ganz normaler Lebensqualität zu tun. Ohne Visionen, ohne Riesendiskussionen über Nachhaltigkeit & Co., ohne seitenlange und mit vielen wohlfeilen Sprechblasen dekorierte Wuppertal-Zukunftskonzepte.

Mehr und mehr habe ich den Eindruck, dass vieles, das unter „normaler Stadtalltag“ läuft, angesichts all der „großen“ Themen und angesichts des rigiden Stadtverwaltungspersonalabbaus der vergangenen Jahre liegen bleibt beziehungsweise gar nicht erst in den Blick genommen wird. Wobei man nicht vergessen darf, dass eben dieser Personalabbau stets den Beifall derer fand (und findet), die „schlankere“ Verwaltungen fordern. Und dann einen dicken Hals bekommen, wenn keine Leute mehr da sind, die die Arbeit machen.

Meine Vision: Wuppertal gönnt sich ein personell gut ausgestattetes Amt für Alltägliches. Die Leute da hätten sicher gut zu tun: Seit Jahren marode Geländer, immer wieder vermüllte Flächen (jeder kennt welche), Ekel-Passagen wie in der Barmer City, triste Tunnel oder Unterführungen wie die zwischen Südstraße und Wall, für die es längst ein Kunst-Konzept gibt, das die Verwaltung kennt (Reaktion: null), oder eben der rückwärtige Zustand des Schauspielhauses, den man „nur“ von der Schwebebahn aus sieht …

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