Kommentar Wuppertaler Opernintendantin: Mit vielen Fragezeichen

Wuppertal · Da hat die Findungskommission wahrlich eine Überraschungskandidatin aus dem Hut gezaubert: Die Amerikanerin Dr. Rebekah Rota wird 2023 neue Opernintendantin. Aktuell als stellvertretende Operndirektorin am Staatstheater Karlsruhe beschäftigt, war sie bislang an kleineren Häusern wie der Sächsischen Landesbühne Radebeul tätig.

 Stefan Schmöe.

Stefan Schmöe.

Foto: Simone Bahrmann

Sie hat oft als Sängerin auf der Bühne gestanden und auch als Regisseurin gearbeitet – etwa bei Mozarts „Cosí fan tutte“ an der Michigan State Opera. „28 Jahre internationale Theatererfahrung auf und hinter der Bühne“ bringe die designierte Opernchefin mit, verkündet die Pressestelle der Wuppertaler Bühnen.

Die Findungskommission habe ihr Votum in großer Einmütigkeit gefällt, das war bei der Vorstellung am Montag wieder und wieder zu hören, wobei auch Orchester, Chor und technische Abteilungen einbezogen waren und die Kandidatin sich schließlich erfolgreich der gesamten Belegschaft präsentierte.

Eine große Stärke scheint dabei gewesen zu sein, dass sie das System Theater aus verschiedensten Perspektiven kennt und wohl auch in dieser Vielschichtigkeit denkt: Keine Intendantin als allmächtige Herrscherin, sondern eine, die vieles im Dialog entwickeln will und sich auf spartenübergreifende Projekte mit dem Schauspiel freut – mit Schauspielchef Thomas Braus hat sie sich bereits ausgetauscht. Und mit dem Tanztheater? „Da habe ich noch keine Gespräche geführt, es würde mich aber freuen“, so Rota.

„Die Oper in Resonanz und Schwingung mit der Stadt zu bringen“, dafür, so Oberbürgermeister Schneidewind, sei Rebekah Rota die richtige Person. Die Frage, wie sich die Oper in der Stadt am Ende des vorerst auf fünf Jahre angelegten Vertrages verortet haben wird, das soll eine Leitlinie ihrer Intendanz werden.

Die Bewunderung für das weltweit einzigartige deutsche Theatersystem und für die Bindung zwischen Theater und Publikum ist dabei prägend: Sie wolle, so Rota, „dieses Erbe pflegen, damit diese Theaterlandschaft weiterlebt“. Und ausbauen, denn sie möchte explizit „Menschen mit anderer Herkunftsgeschichte ansprechen“. Viel Vorschusslorbeer und hehre metaphorische Worte allenthalben, aber genauer in die künstlerischen Karten schauen lässt sich die quirlige Amerikanerin nicht.

Zyklisch soll der Spielplan sein, denn die Gesellschaft sei nicht linear, sondern zyklisch. Es sollen thematische Bögen über mehrere Spielzeiten gespannt werden und es wird „Leuchtturmprojekte“ geben. Was natürlich alles Mögliche bedeuten kann.

Dabei hat sie der Findungskommission als Bewerbungsunterlage einen auf fünf Jahre angelegten modellhaften Spielplan vorgelegt. Darüber sagen möchte sie freilich nichts. Die Zahl der Premieren pro Spielzeit? „Da müssen wir flexibel sein“.

Eine winzige Spur konkreter wird sie bei Aussagen zum zukünftigen Ensemble: Es werde Veränderungen geben, um künstlerischen Stillstand zu verhindern, aber nicht „tabula rasa“, den leeren Tisch respektive völligen Neuanfang. Für junge Sängerinnen und Sänger soll Wuppertal Sprungbrett sein, aber es soll auch Stützen des Ensembles mit längeren Verträgen geben. Hochkarätige Gäste könnten zu Rollendebuts kommen.

Keine Frage, da steht vom nächsten Sommer an eine spannende und sehr dynamische Persönlichkeit an der Spitze der Wuppertaler Oper, die mit einem ziemlich großen Satz auf das Intendantenkarussell aufspringt. Wohin die Reise gehen wird, das bleibt vorerst offen.

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