Kommentar zum BUGA-Bürgerentscheid Stadt des Mehltaus oder Stadt des Selbstbewusstseins?

Wuppertal · Wie steht die Wuppertaler Bevölkerung wirklich zur Bewerbung um die Bundesgartenschau? Das wird jetzt per Bürgerentscheid geklärt. Die Gegner des Projekts haben dafür bereits mobil gemacht und die formal bekanntlich nicht ganz niedrigen Hürden für ein erfolgreiches Bürgerbegehren genommen.

 Roderich Trapp.

Roderich Trapp.

Foto: Wuppertaler Rundschau/Max Höllwarth

Jetzt wird es höchste Zeit, dass auch die andere Seite die aus meiner Sicht vielen guten Argumente für die BUGA wirklich mit Breitenwirkung auf den Tisch legt. Bisher haben sich die organisierten BUGA-Befürworter viel zu sehr darauf verlassen, dass die BUGA-Verhinderer die notwendigen Stimmen für einen Bürgerentscheid nicht zusammenbekommen. Das muss anders werden, wenn es jetzt darum geht, viele Wuppertaler mit ins BUGA-Boot zu holen.

Wir reden hier immerhin über nicht mehr und nicht weniger als eine historische Stadtentwicklungs-Chance, die plötzlich am seidenen Faden hängt. Außenstehende haben diese Chance längst erkannt – siehe unser Interview mit dem Rostocker-BUGA-Macher auf der Titelseite oder die Einschätzung der Chefin von NRW-Touristik, die im August ebenfalls in der Rundschau sehr anschaulich die Strahlkraft einer BUGA und deren wirtschaftliche Impulse dargestellt hat. Das, was für die BUGA spricht, muss jetzt laut ausgesprochen werden, damit es in der Stadt ankommt und nicht mit einem finanziellen Totschlagargument vom Tisch gefegt wird, das viel zu kurz greift.

Es ist dabei ein bisschen wie mit dem Döppersberg: Den dort verbauten dreistelligen (Zuschuss-)Millionenbetrag hätte es für andere Projekte nie gegeben. „Davon hätte man doch Kindergärten bauen oder Schulden zahlen können“ ist also Quatsch.

Mit der BUGA wäre es ähnlich – und deren Potenzial, sich am Ende für Wuppertal richtig auszuzahlen, sehe ich um vieles größer als beim Döppersberg. Andere Städte haben das mit ihren Gartenschauen vorgemacht und können es im Rückblick auch vorrechnen.

Die BUGA wäre über ihren eigentlichen Veranstaltungszeitraum hinaus ein Schlüssel für mehr Lebensqualität, mehr ökologisches Bewusstsein und mehr Wuppertaler Selbstbewusstsein. Und – das muss ganz besonders laut gesagt werden – sie ist auch noch in jeder Hinsicht gestaltbar. Zum Beispiel im Hinblick auf die Brücke, an der die BUGA ganz sicher nicht alleine hängt und deren Sinn oder Unsinn im weiteren Planungsprozess noch geredet werden muss.

Und natürlich auch im Hinblick auf die sehr guten Erweiterungsideen, die zum Beispiel Greenpeace und der Verein „Miteinander Füreinander Heckinghausen“ ins Spiel gebracht haben. Für mich ist gerade deren Radwegering ein Paradebeispiel dafür, welche Dynamik die BUGA gesamtstädtisch entwickeln kann. Man muss sich bloß für sie entscheiden.

Wird Wuppertal die Bundeshauptstadt des Mehltaus, die sich erfolgreich bis zur Unkenntlichkeit selbst verzwergt? Oder werden wir eine selbstbewusste Zukunftsstadt, die mit einer nachhaltigen BUGA und dem kongenialen Partner Circular Valley beweist, dass ihre Bürger immer noch jenen Weitblick haben, der uns seinerzeit mal eine Schwebebahn beschert hat?

Bis zum 29. Mai liegt die Entscheidung darüber in Ihrer Hand!

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