Kommentar zur Wuppertaler Wirtschaftsförderung Leider nur ein Vakuum
Wuppertal · „Niemand kann einen auswärtigen Unternehmer glaubwürdiger von den Stärken einer Stadt überzeugen als ein Unternehmer, der hier bereits ansässig ist. Auf dieser Erkenntnis beruht das Projekt ‚Wuppertal-Botschafter‘. Erfolgreiche Unternehmer und Führungskräfte aus Wuppertal haben sich bereit erklärt, sich für ihren Standort starkzumachen.“ So steht es geschrieben auf der Homepage der Stadt Wuppertal. Dumm nur, wenn selbst diese Botschafter den Glauben an ihre Stadt verlieren.
Ihre in einem offenen Brief geäußerte Kritik an der politischen Unkultur im Rathaus schließt nahtlos an diverse Kommentare an, in denen sich die Rundschau mit Dezernatsklüngeleien und sonstigen Aktionen aus der Abteilung „Pleiten, Pech und Pannen“ beschäftigt hat. Dass jetzt auch Persönlichkeiten, deren Stimme auch bei den Parteien Gewicht haben sollte, die Ratsfraktionen so vehement aufs Korn nehmen, steht aber sinnbildlich für den absoluten Tiefpunkt, den Wuppertal dank gescheiterter Pöstchenschiebereien soeben erreicht hat.
Quasi komplett auf der Strecke geblieben sind dabei die eminent wichtigen Schnittstellen zwischen Rathaus und Wirtschaft in Wuppertal. Der aktuelle Status sieht so aus: Anfang März trennte sich der Verwaltungsrat der Wuppertaler Wirtschaftsförderung mit sofortiger Wirkung von Vorstand Eric Swehla, der sich in seinem ersten Amtsjahr offenbar als krasse Fehlbesetzung erwiesen hatte.
Nur zwei Tage später forderte die Industrie- und Handelskammer eine rasche Nachbesetzung. „Wir können uns eine Vakanz an dieser wichtigen Stelle nicht leisten. Gerade in einer wirtschaftlich extrem herausfordernden Zeit brauchen wir eine kraftvolle Persönlichkeit, die sich intensiv um die heimischen Unternehmen und deren Anforderungen an den Standort kümmert“, unterstrich IHK-Hauptgeschäftsführer Michael Wenge damals.
Vier Monate später gibt es nicht nur keinen neuen Chef, sondern bald auch noch keinen zweiten Mann mehr: Marco Trienes, den nicht wenige auch für einen guten Vorstand gehalten hätten, verabschiedet sich nach Paderborn. Er könnte dann quasi eine Fahrgemeinschaft mit Arno Minas bilden. Wuppertal bisheriger Wirtschaftsdezernent wechselt bekanntlich nach Münster, weil die Ratsmehrheit in Wuppertal seinen Geschäftsbereich zur Resterampe schrumpfen wollte.
Dieselbe „Groko plus“ schaffte es aber gleichzeitig nicht, eine Mehrheit für den neuen Wirtschaftsdezernenten herzustellen, und produzierte mit der Nicht-Wahl des Kölners Alexander Vogel einen spektakulären Scherbenhaufen.
Jetzt steht Wuppertal ohne Wirtschaftsdezernenten und ohne Führungsriege bei der Wirtschaftsförderung da, obwohl es genau die dringend nötig hätte. Ich sage nur die Stichworte „Kaufhof“ oder fehlende Gewerbegebiete. Apropos: Was ist eigentlich mit dem Luxus-Gewerbegebiet auf dem von der Stadt für viel Geld erworbenen Gelände der ehemaligen „Bergischen Sonne“? Seit gut einem Jahr hat man vom dort geplanten „SmartTec-Campus“ nichts mehr gehört.
Hier wie an vielen anderen Stellen fällt einem da ein schöner alter Song-Titel des großen Rock-Philosophen Udo Lindenberg ein: „Leider nur ein Vakuum ...“