Kommentar zur Verkehrsproblematik Von Gelassenheit leider keine Spur

Wuppertal · Verkehr polarisiert. Auf kommunaler Ebene kann das Thema Wahlen entscheiden. Wie beim Thema „Buskaps“, als 1998 die Wuppertaler SPD völlig an der Bevölkerungsstimmung vorbeikalkuliert hatte: Wie damals wird die (Verkehrs-)Stimmung immer aufgeheizter. Im Briller Viertel gab es jetzt nächtliche Luftherauslass-Angriffe auf geparkte SUVs mit „Achtung – Ihr Spritfresser ist tödlich!“-Hinweisen.

Volle Straßen, kaum Parkplätze – Szene aus der Friedrich-Ebert-Straße.

Volle Straßen, kaum Parkplätze – Szene aus der Friedrich-Ebert-Straße.

Foto: Achim Otto

In den engen Stadtteilen muss beim Thema Gehwegparken ein unversöhnliches Gegeneinander von Anwohnern mit Auto und solchen ohne befürchtet werden. Wenn nicht alle Politiker – auf kommunaler, Landes- und Bundesebene – gemeinsam daran arbeiten, wie sich StVO-Vorschriften und Lebenswirklichkeit aller Menschen im „Real-Labor-Alltag“ vereinbaren lassen. Wenn das nicht gelingt, werden Rechthaberei und gegenseitige Schuldzuweisungen die Gesprächsmelodie der Zukunft sein.

Wer sich eine gute Stadt der Zukunft für alle wünscht, muss einsehen, dass Veränderungen alter Gewohnheiten unvermeidbar sind, dass sie aber nicht von heute auf morgen – und schon gar nicht mit dem Holzhammer – realisierbar sind. So läuft Demokratie nicht.

Schon Anfang November 2021 (!) gab es zum Gehwegparken einen Artikel von mir über eine damalige Sitzung des Verkehrsausschusses. Dort hatte Jürgen Gerlach, Professor für Straßenverkehrsplanung an der Bergischen Uni, die seinerzeit aktuellsten Ergebnisse der deutschen Verkehrsministerkonferenz vorgestellt. Beim Thema Gehwegparken hatte Gerlach gesagt: „Hier muss in Wuppertal fast alles auf den Prüfstand. Das Thema Parken wird ganz neu geordnet werden müssen.“ Das hat aber niemand getan. Noch nicht einmal angefangen hat irgendjemand damit.

Warum nicht? Auch hier dominieren Schuldzuweisungen. „Die Politik“ sagt, die Verwaltung setze ja nichts um. Diese „Politik“ hat sich aber jahrelang nicht dagegen gewehrt, dass die Verwaltung personell regelrecht kaputtgespart wurde. Im Gegenteil.

Und jetzt? Von Gelassenheit keine Spur. Konfrontation wird zur Konstante. Die einen haben nur „freie ‚Fahrt‘ für freie Fußgänger“ (und/oder Radfahrer) im Blick. Die anderen sehen angesichts beispielsweise der zukunftsweisenden Umgestaltungsideen für die Heckinghauser Straße mindestens den Untergang des Abendlandes kommen.

Und weiter? Menschen müssen miteinander ins Gespräch gebracht, Interessen abgewogen und ausgeglichen werden. Das geht nur in Ruhe und mit Durchatmen.

Mir hat der Begriff „Realpolitik“ immer schon gut gefallen. Jetzt ist sie gefragt.