Ein Kommentar zur bevorstehenden Primark-Ansiedlung Momentan läuft alles nach Plan

Jetzt ist es also beschlossen: Das beherrschende neue Gebäude auf dem umgestalteten Döppersberg wird eine Primark-Filiale beherbergen. Ich finde das gut.

Rundschau-Redaktionsleiter Hendrik Walder.

Foto: Bettina Osswald

Nicht, weil ich dort kaufen werde. Ich werde auch jedem dringend davon abraten. Denn natürlich kann man bei den dort angebotenen Preisen sicher sein, dass die Ware unter skandalösen Umständen produziert wurde. Wenn an der Kasse für ein Hemd fünf Euro, für ein T-Shirt 1,50 Euro aufgerufen werden, wie viel davon kann dann bei der Näherin in Bangladesch ankommen?

Aber: In diesen Textilfabriken wird auch für Nobelmarken produziert, deren Preise um ein Vielfaches darüber liegen. Ein eigentlich noch größerer Skandal, der nur deshalb Bestand hat, weil es keine umfassende, geprüfte Zertifizierung in der Bekleidungsbranche gibt. Von daher ist der massive Primark-Protest hier im Tal ehrenwert und nachvollziehbar, könnte sich aber auch genau so gut gegen — sagen wir — Armani oder Hugo Boss richten.

Davon abgesehen muss man sich im Klaren sein, dass "Signature Capital" mit seinem klassischen Ankermieter Primark letztlich als einziger ernst zu nehmender Interessent für das Investoren-Gelände übrig blieb. Der nicht nur mit Chapman Taylor ein renommiertes Architekturbüro beauftragte, sondern auch gleich die umgebende Fläche einschließlich des Schwebebahnhofs erwarb, um es zeitgemäß und attraktiv zu gestalten. Wollten wir wirklich lieber die weitere Betonung der lauten vierspurigen Verkehrsachse neben einer belanglosen Rasenfläche?

Eigentlich läuft doch alles nach Plan: Mit dem geplanten Factory Outlet Center in der ehemaligen Bundesbahndirektion — dem bundesweit ersten in einer Citylage — bekommt der Döppersberg einen richtig fetten Magneten, der Kundschaft auch aus der benachbarten Umgebung anlocken wird, die man dann über die neue B-7-Brücke problemlos in die Innenstadt lotsen kann. Hier könnten und sollten Handel uns Gastronomie zeigen, was sie drauf haben, hier kann und sollte die Stadt noch mit einigen gestalterischen Einfällen aufwarten — dann ist der Weg für Wuppertal als Einkaufstadt wieder frei. Und Primark? Ist nur ein flankierendes Angebot unter vielen. Vielleicht sind bis dahin auch einige dabei, bei denen man guten Gewissens Textilien kaufen kann ...

(Rundschau Verlagsgesellschaft)