Kommentar zu den neuen Outlet-Plänen für Elberfeld Auf dem Weg ins Neuland
Wieder ein Döppersberg-Paukenschlag, diesmal aber in ganz neuer Form: Vorige Woche hat die Unternehmensgruppe von Uwe Clees ihre lange gehegten Pläne für ein "Factory Outlet Center" in Elberfeld konkretisiert.
Die Idee: Durch die Verbindung von Bundesbahndirektion und Postgebäude am Kleeblatt mit einer Fußgängerbrücke über die Schienen hinweg sollen in den beiden im Clees-Besitz befindlichen Immobilien die Voraussetzungen für großflächigen innerstädtischen Fabrik-Direkteinkauf mit entsprechenden Parkmöglichkeiten geschaffen werden.
Was macht das mit Wuppertal? Eine Frage, auf die es mangels vergleichbarer Vorhaben in Deutschland noch keine konkrete Antwort geben kann. Fest steht, dass die von Clees ins Spiel gebrachten Rahmendaten dem Handelsstandort Elberfeld eine völlig neue Dimension verleihen würden: Mit angedachten 30.000 Quadratmetern Verkaufsfläche wäre der Komplex größer als die City-Arkaden (28.700 Quadratmeter), deutlich größer als das geplante Outlet in Lennep (20.000 Quadratmeter) und fast so groß wie das auch vielen Wuppertalern bestens bekannte Designer-Outlet-Center in Roermond an der deutsch-holländischen Grenze (35.000 Quadratmeter). Letzteres lockt pro Jahr mehr als vier Millionen Kunden an, die zu Stoßzeiten gerne für gehörige Staus vor den 2.650 Parkplätzen sorgen.
Mit der schwäbischen "Outlet-City" im 22.000-Einwohner-Örtchen Metzingen (ebenfalls rund 30.000 Quadratmeter) und dem im Sommer im Ortskern von Bad Münstereifel eröffneten Outlet-Standort (12.000 Quadratmeter) gibt es zwar bereits zwei komplett innerstädtische Fabrikverkaufs-Projekte. Eines der dann größten deutschen FOCs in 1a-Citylage einer Großstadt anzusiedeln wäre aber komplettes Neuland.
Dank der perfekten ÖPNV-Anbindung und der Positionierung direkt an einer gewachsenen Fußgängerzone würden naturgemäß Kernprobleme anderer FOC-Projektentwicklungen entfallen. Aber: Ob sich lokaler Einzelhandel und Outlet als unmittelbare Nachbarn gegenseitig befruchten oder die Billig-Shops etablierte Geschäfte bedrohen, ist Spekulation. Nicht umsonst veranstaltet der Deutsche Verband für Städtebau im März 2015 eine Fachtagung mit dem Titel "Innenstadt und Factory Outlet Center — Gemeinsam einsam?", bei dem Experten genau diese Frage beantworten wollen. Dabei geht es nicht zuletzt darum, welche neuen Anforderungen solche Vorhaben an die planerische Steuerung durch die Kommune stellen und wie Synergieeffekte tatsächlich erreicht werden können.
Wuppertal kommt mit dem Clees-Vorstoß so oder so unversehens in eine bundesweite Vorreiterrolle. Man möchte der Verwaltung wünschen, dass sie dabei mehr Geschick entwickelt als bei den bekanntlich ausgesprochen zäh verlaufenden Verhandlungen mit den Immobilienprofis des irischen Döppersberg-Investors, die immer noch nicht zum Abschluss gebracht worden sind ...