Kommentar zum Streit um den Carnaper Platz Jetzt auch politisch belastet

Die Stadtwerke-Spitze hat auf den Kauf des Carnaper Platzes für den Bau ihrer neuen Verwaltung verzichtet. WSW-Chef Andreas Feicht begründete das damit, die Bürger nicht spalten zu wollen. Eine kluge Entscheidung.

Der Druck des von mehreren Bürgervereinen eingeleiteten Bürgerbegehrens für den Erhalt des Carnaper Platzes als Veranstaltungs-Areal hat die Entscheidung des WSW-Vorstandes entscheidend beeinflusst. "Wir hätten die Bürger stärker informieren und einbinden sollen, dann wäre es uns sicherlich gelungen, frühzeitig die Bedenken auszuräumen", so die späte, aber noch rechtzeitige Erkenntnis von Andreas Feicht.

"Verlierer" dabei ist Stadtdirektor Johannes Slawig. Die Mitglieder der Bezirksvertretung Barmen hatten die Verkaufs- und Bebauungsplänen schon in der ersten Sitzung einstimmig und in der zweiten mehrheitlich abgelehnt. Slawig fuhr daraufhin schwere Verbal-Attacken: "Wenn Sie nicht zustimmen, gefährden Sie die Gesundheit der WSW-Mitarbeiter"— so lautete eine davon. Inzwischen hat auch Slawig eingesehen, dass er den Bürgerwillen falsch eingeschätzt hat.

Doch SPD-Parteichef Dietmar Bell, Nachfolger von Johannes Slawig als WSW-Aufsichtsratsvorsitzender, setzt den Konfrontationskurs fort: Die Initiatoren des Bürgerbegehrens stünden nun in der Verantwortung für die Zukunft des Carnaper Platzes, so seine abenteuerliche Auffassung. Zur Erinnerung: Der Carnaper Platz gehört der Stadt.

Mit der Fläche, die Kämmerer Slawig als "Trümmergrundstück" bezeichnet, erwirtschaftete die Stadt in den vergangenen vier Jahren 35.000 Euro. Nur 5.000 Euro wurden 2012 für Schotter investiert. Hauptnutzer des Platzes sind rund 200 WSW-Mitarbeiter, die seit Jahrzehnten kein Problem damit haben, das "Trümmergrundstück" als kostenlosen Parkplatz zu nutzen. Die Stadtwerke können sich angesichts dieses kostenlosen städtischen Service bis heute den Bau eines Parkhauses auf ihrem Betriebsgelände sparen. Deswegen sollten sie sich maßgeblich in die weiteren Planungen einbringen. Ein Beispiel (und Vorbild) gibt es in der unmittelbaren Nachbarschaft: Dort hat die Helios-Klinik zwei Parkhäuser für Besucher und Mitarbeiter gebaut.

Die Stadtwerke planen nun einen Neustart. Noch hat man sich nicht festgelegt, wo man das neue Verwaltungsgebäude bauen wird. Andreas Feicht zeigt Einsicht: "Wir haben gelernt und werden im weiteren Verfahren die Öffentlichkeit einbinden", sagt er.

Doch umsetzen kann der WSW-Chef das nur, wenn seine engsten Mitstreiter, die Wuppertals politisches Geschehen bestimmen, das Gebot der Transparenz gegenüber der Öffentlichkeit konsequent umsetzen — und nicht wie bisher einsame Entscheidungen in den nicht nur mit PCB, sondern jetzt auch politisch belasteten WSW-Verwaltungstürmen treffen.

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